Donnerstag, 8. März 2012

Die Geschichte - Teil 58 - Kevin wird endlich clean

Die Situation um Kevin war 94 unerträglich geworden. Dänemark war schön gewesen, geholfen hatte es nicht. Sobald Kevin wieder zu Hause war, wurde er rückfällig. Moni versuchte vergeblich Kevin`s Vater einzuschalten. Wenigstens vorbeikommen sollte er und sich seinen Sohn anschauen, und ein paar Unterschriften leisten, damit sie ihn in ein Krankenhaus bringen konnten. Mitte 94 hatte sie Herrn Russell endlich soweit, dass er nach Frankfurt kam. "Der stirbt mir hier . . ." hatte sie ihm ins Ohr gebrüllt, und ". . . es geht um ihren Sohn, sie werden jetzt vorbeikommen und diese Unterschriften leisten, damit wir ihn einweisen können." Sie einigten sich auf eine Einweisung ins Elisabethenkrankenhaus, und Herr Russell leistete den Beistand, den ein Angehöriger juristisch zu leisten hatte. Die 3000,- DM, die als Kaution hinterlegt werden mussten, hatte er nicht. Von Geld war ja auch nie die Rede gewesen. Her Russell lies sich nach diesem Besuch nie wieder bei seinem Sohn blicken. Moni lieh sich das Geld schließlich von Thomas Hess aus der B.O. Management-Kasse und unternahm die Einweisung im Alleingang. Der Aufenthalt im Krankenhaus zeigte Wirkung. Frisch gebadet, rasiert und auf Methadon machte Kevin fast einen "cleanen" Eindruck. Eine Ersatzdroge war vielleicht nicht die intelligenteste aller Lösungen, aber dennoch half sie, Kevin aus dem asozialen Teufelskreis herauszuholen.

Am 21.06.1994 fanden in der Music Hall in Frankfurt drei Onkelz-Konzerte statt. Es war das erste Mal nach 14 Jahren, dass die Band in ihrer Heimatstadt auftrat. Kevin war clean und gab alles was er hatte. Er hatte seine Texte fehlerfrei drauf und sang sie wie zu den besten Zeiten. Man konnte ihm ansehen, dass er etwas gutmachen wollte. Die Fans dankten es ihm mit ausgelassener Partystimmung.

Neben all der regulären Managementarbeit hatten die Böhsen Onkelz einen eigenen Fanclub gegründet. Der "B.O.S.C.", der "Böhse Onkelz Supporters Club" war der offizielle Fanclub, der den Jugendlichen, die sich für die Band interessierten, die Infos aus erster Hand geben sollte. Ein nicht-profitorientierter Verein, der sich durch die Beiträge der Fans selber tragen sollte. Mit eigenem Fanzine, Videomaterial, T-Shirts und einer Hotline. Dani, Onkelzfreundin aus den ersten Punktagen, übernahm alle Arbeiten, die in Verbindung mit diesem Fanclub anfielen. Das hieß, dass sie in erster Linie hunderte von Briefen und tausende von Fragen zu beantworten hatte. Da schrieben hartgesottene Fans, verwirrte Eltern, begeisterte Lehrer, suizidgefährdete Teenies und auch Zwölfjährige, die gehört hatten, dass die Onkelz eine Naziband seien, und die wissen wollten, was das bedeutete. Dani leistete viel Aufklärungsarbeit, ohne dass sie den Status einer Jugend- oder Sozialarbeiterin gehabt hätte.
Die Music-Hall-Gigs, zwei Auftritte in Augsburg und Bremen verliefen friedlich. Fünf weitere Konzerte in Österreich festigten das Bild der Onkelz als Rock`n`Rollband erster Güteklasse. Größtenteils positive Resonanz aller Tageszeitungen war die Belohnung.
1994 war die Presse schon klar in zwei Lager gespalten. Alle, die tiefergehend recherchierten, kamen früher oder später zu dem Schluß, dass die Vorwürfe gegen die Band unbegründet waren.

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