Donnerstag, 29. Dezember 2011

Leere Worte


Ich bin hoch geflogen und tief gefallen,
ich war ganz oben und hab Gott bei der Arbeit gesehen.

Ich schmorte in der Hölle, küsste dem Teufel den Arsch.
Ich sah in den Himmel und in mein eigenes Grab.

Ich trieb´s mit Engeln, ich feierte Siege.
Ich triumphierte und verlor, ich starb aus Liebe.

Ich habe viel verloren, doch nie meine Träume.
Manche wurden wahr, die meisten aber blieben Schäume.

Das sind - leere Worte an einem toten Tag.
Mein Hirn liegt im Nebel, zu viel Koks, zu wenig schlaf.
Zuviel von allem, ein kleiner Tod.
Ich hab mich abgeschoßen, ausgeknipst, mich selbst überholt.

Ich wusste alles, und hab alles vergessen.
Ich kam, sah und siegte, und hab Scheiße gefressen.

Was immer dabei rum kommt, es kommt nichts dabei raus.
Jeden Tag die gleiche Scheiße, ich will hier raus . . .

Album
Viva los Tioz (1998)

Viva los Tioz


Hat man euch nicht vor uns gewarnt.
Habt ihr euch nie gefragt,
wer wir sind und was wir tun.
Alles ist wahr,
wir sind wieder da.

Wir spritzen Gift und kotzen Galle
Viva los Tioz
Wir sind unerträglich für fast alle
Viva los Tioz
Wir sind ein Schlag ins Gesicht,
ein freigelegter Nerv und nicht ganz dicht.

Irgendwo, zwischen all den Lügen
gibt es eine Band die nicht alle lieben.
Nonkonformität heißt unser Weg
so soll es sein bis nichts mehr geht.

Wir sind zu krass um wahr zu sein
Viva los Tioz
Mies erzogen und gemein
Viva los Tioz
Fürchtet die Onkelz wie euch selbst
Deutschland kotzt und uns gefällts.

Wir tauschten Hass gegen Gitarren,
denn wir sind Onkelz und keine Narren.
Wir töten Lügen mit diesen Liedern
gehen wir es an, immer wieder, immer wieder . . .

Album
Viva los Tios (1998)

Matapalo - Parte Uno


Album
Viva los Tioz (1998)

Dienstag, 20. Dezember 2011

Enie Tfahcstob rüf Ediona-rap


In diesem Instrumental - Stück gibt es von Stephan rückwärts gesprochene Textzeilen :

"Herzlichen Glückwunsch !
Muss ne Menge Arbeit gewesen sein, dieses Lied rückwärts abzuspielen.
Entweder, du bist eines dieser paranoiden Arschlöcher, für die wir dieses Lied gemacht haben,
oder du bist einfach nur neugierig.
Ersteren sei gesagt :
Wer rückwärts gesprochene, satanische oder faschistische Botschaften auf unseren Platten sucht,
muss ausgesprochen dämlich sein und außerdem unter extremem Verfolgungswahn leiden.
Armes Schwein, tust uns echt leid.
Sperr dich ein und schmeiss die Schlüssel weg !"

Album
E.I.N.S. (1996)

Flammen


Ich ging auf schmalen Pfaden, bewegte mich auf dünnem Eis,
ich ging dahin, wo es weh tut, nichts war mir zu heiß !
Es war schon immer ein besonderer Kick, verbotenes zu tun,
Gesetze sind zum brechen da, dachte ich und gab meinen Senf dazu.

Ich stand in Flammen, nichts war mir zu extrem,
kein Luftschloß groß genug, kein Mädchen zu schön.
Ja ich - ich stand in Flammen, nichts war mir zu extrem,
kein Luftschloß groß genug, kein Mädchen zu schön - hey.

Was man nicht durfte, reizte mich noch mehr,
am Rande der Gesellschaft lebt´s sich unbeschwert.
Übermut tut selten gut, heute weiß ich, was das heißt,
damals war´s mir scheissegal, also zahlte ich, zahlte ich den Preis.


Pch hatte großes vor, ich spielte mit dem Feuer
und ich verbrannte tausendmal, denn guter Rat war teuer.
Alles war so leicht, nur ich wusste nicht mal was,
irgendwas trieb mich voran, manchmal Liebe, manchmal Hass.

Album
E.I.N.S. (1996)

Montag, 19. Dezember 2011

Weiß


Die Wände sind weiß, weiß und massiv
die Isolation macht mich aggressiv

Mein Hirn zuckt wie ein Frosch, wie ein Frosch unterm Skalpell
Regen klopft ans Fenster, es wird hell

Das ist meine Welt, weiß und steril
von Psychopathen bevölkert, Hirne im Exil

Sie schütteln ihre Köpfe, sie starren mich an
mit ihren Eidechsenaugen als wär ich krank

Doch ich bin nicht verrückt, nicht so wie sie
nicht wie all die anderen in der Psychiatrie

Stundenlang kam niemand, ich halt das nicht mehr aus
ich fluche und ich schreie, ich will hier raus

Es war wie ein Traum, doch ich bin immer noch hier
in meinem Käfig wie ein menschliches Tier

Album
Finde die Wahrheit (Single 1995)

Freitag, 16. Dezember 2011

Die Geschichte Teil 51

Die Fortsetzung der Herbsttour war unmöglich geworden. Überall wurden Onkelzkonzerte verboten, Hallenpächter unter Druck gesetzt, Veranstalter bedroht und Ticketverkäufer angegriffen. Ein Angestellter einer Plakatierungsfirma, der die Heilige Lieder - Tourposter an die Werbefläche klebte, wurde von Autonomen mit dem Messer bedroht.
Dazu kam der Vorstoß der Musikindustrie beim Bundesverband Phono, alle rechtsradikale Musik schleunigst verbieten und die Onkelz aus den Charts ausschließen zu lassen.
Axel Merting, Platten- und CD-Ladenbesitzer in Darmstadt, der die Onkelz CD´s in seinem Laden verkaufte, bekam Drohungen per Telefon : "Haste ne gescheite Glasversicherung, weil es kann ja mal sein, dass ne Scheibe einfliegt." "Liegt dir was an deiner Gesundheit, dann hör auf mit dem Verkauf."
Auch der Vermieter der Eishalle in Darmstadt, war telefonisch schwer unter Druck gesetzt worden. Der Ticketverkauf wurde einestellt, der Erlös ging an den Ausländerbeirat der Stadt Darmstadt. Eine Entschädigung für die Fans gab es nicht.


Kevin hatte schlimme Paranoia und spülte sie mit 3 - 4 Litern Jägermeister pro Tag herunter. Russell war fast tot. Auge und Stephan holten ihn gegen Ende des Jahres aus dem Loch, in dem er lag. Kevin drückte. Jeden  Tag und jede Stunde. Dauernd musste er sich selbst verbinden, weil er sich ständig etwas aufschnitt. Füße, Arme oder Bauch. Dazu kam ein weiterer Überfall eines Dealers, der ihm das halbe Ohr abgerissen hatte. Kevin sah aus, als wenn ihn ein Panzer überfahren hätte. 60 Stiche am Kopf, strähnige, lange Haare, Vollbart bis zur Brust, die Pumpe im Arm, den Gürtel im Maul, barfuß im Winter, blutig von oben bis unten. Die totale Verwahrlosung. So sah er aus, wenn er drauf war. Wenn die Schmerzen kamen, dann wurde es schlimmer. Dann bekam er Wahnvorstellungen, brüllte und schrie. Wenn es soweit war, dann lief man am besten vor ihm davon. Dann wurde er rasend vor Hass auf sich selbst, auf die Böhsen Onkelz, auf Stephan, auf seine Mutter, die Politiker, die Rechten, die Linken, die Ausländer, auf alles. Kevin hasste das Leben mehr als jeder andere Mensch auf Gottes verfluchtem Planeten. Seit er zu drücken begonnen hatte richtete sich dieser geballte Hass nur noch gegen eine Person, und die war er selbst. Für Schlägereien war er längst zu schwach. Kevin wollte Schluss machen. Es reichte ihm so dermaßen, dass er hoffte, eines Tages nicht mehr aufzuwachen. Im Golden Sword hatte er drei Wochen im Koma gelegen und niemanden an sich herangelassen. Nicht einmal Stephan hatte noch mit ihm reden können. Zwischen jeder Flasche Jägermeister setzte er sich einen Schuß und wenn nichts mehr ging, dann kotzte er alles an die Wand. Niemand außer Stephan und Auge hatte schließlich den Mut aufbringen können, ihn aus diesem Elend herauszuholen. Der Anblick, der sich ihnen bot, war mehr, als ein normaler Mensch ertragen konnte. Das Heroin hatte ihn zu etwas gemacht, dass nichts mehr mit dem Mann zu tun hatte, der er einmal gewesen war. Er hatte eine Fixermentalität angenommen, die sich in wirrem Gerede und in wirren Gesten ausdrückte und die seine ganze Persönlichkeit verschluckt hatte. In der Obermainstrasse hatten die Onkelz eine Wohnung angemietet, wo Kevin entziehen sollte. Dort brachten sie ihn hin, aber sobald er nicht mehr unter Beobachtung stand, schälte er sich aus seinem Matratzenlager und besorgte sich neues "H". Das war auch das Ende von "Golden Sword Tattoos".


In Rendsburg, am 2. 12., wurde das Konzert eine Stunde vor dem geplanten Beginn abgesagt. Die Stadt hatte Antifa und Onkelzfans im Vorfeld gegeneinander ausgespielt, solange bis sie eine Handhabe hatte, die Show wegen "Tumultgefahr" absagen zu können. Wären die Fans gekommen, die man der Band nachsagte, so hätte es Gewalt geben müssen. Dass alles friedlich blieb, kann also nur daran gelegen haben, dass diese Fans nicht da waren. Der Fernsehbericht auf Sat 1 am selben Abend sprach für sich.
". . . vor der Diskothek empörten sich rund 200 Konzertbesucher und die sahen ganz anders aus, als man es ursprünglich erwartet hatte. Nicht die erwarteten Skins standen vor der gut gesicherten Diskothek "Walhalla", sondern normale Teenager aus Rendsburg und Umgebung. Für sie war das Verbot nicht verständlich. Sie machten ihrem Ärger Luft.
Langhaariger Metalfan : ". . . wir wollen alle nur Heavy Metal hör´n, und wir woll´n die Onkelz hör´n. Wir sind nicht rechts und wir sind nicht links . . ."
Fazit der Sendung :
Sprecher : Wären die Fans gekommen, die man der Band nachsagt, hätte Rendsburg sicherlich keinen ruhigen Abend erlebt, zumal gewalltbereite Linke auf eine Konfrontation mit rechtsradikalen Skins nur zu warten schienen. Die Stadtväter müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, durch ihr zögerliches Verhalten eine Eskalation provoziert zu haben."

Sonntag, 11. Dezember 2011

Lasst es uns tun


Um unsere Köpfe schwirrt kein Heiligenschein
Doch wir sind immer noch reiner als ihr glaubt zu sein
Denn wir sind, wir sind Teil eines göttlichen Plans
hart aber herzlich, phänomenal
Wir sind menschliche Tiere, pure Energie

Lasst es uns tun
Lasst uns das Land verderben
Lasst uns die Kugeln spüren
Lasst uns in Freiheit sterben
Lasst es uns tun
Lasst uns das Land verderben
Lasst uns die Kugeln spüren
Lasst uns in Freiheit sterben

Wir sind kein krankes Organ, ihr könnt uns nicht entfernen
Mythologien brauchen lange bis sie sterben
Tötet mich, doch was tötet Dämonen
Nichts tötet die Onkelz, nichts kann uns entthronen.
Denn Helden leben lange, doch Legenden sterben nie.

Album
Hier sind die Onkelz (1995)
Live in Dortmund (1997)

Das Problem bist du


Ich starre auf mein Bild und lese in mir selbst
aus dem Legendenbuch, aus meiner Welt
Ich wußte nicht wohin ich ging, nicht mal wo ich war
Wie ein Schiff ohne Ruder, nichts war klar.
Sie nannten mich Idiot, weil ich die Schule haßte
sie sperrten mich ein, weil ich ihnen nicht paßte
Ich lebte vom Verbrechen, von kleinen Hehlereien
Ich hatte schlechte Gesellschaft und zu viele Schlägereien.

Ich will dich nicht belehren, du bist selber alt genug
doch es ist traurig aber wahr, das Problem bist du
Die Hölle ist in dir und kein Ort, an den man geht
Unsere Hölle schaffen wir und nicht der, der vor uns steht

Zu viele Drogen, zu viele Schlägereien
Ich war nicht immer Sieger, aber viel zu oft dabei.
Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn Knochen splittern
Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn Hände zittern.
Doch es ist nicht der Schmerz, der mir Sorgen macht
Es ist die Hölle, die du dir schaffst.
Denn jeder kann zaubern, seine Ziele erreichen
du musst es nur wollen, du stellst die Weichen

Album
Hier sind die Onkelz (1995)

Viel zu jung


Du wirst gefickt von deinem Vater, von deinem eigenen Fleisch und Blut.
Du leidest Qualen, ihm tut es gut.
Warum tut er das, warum tut er dir das an ?
Ist das seine Liebe ? Macht ihn das zum Mann ?
Du ekelst dich vor ihm, vor seinem Speichel, seinen Küssen
vor der Hand auf deinem Schoß, vor der Hand auf deinen Brüsten.
Wenn das seine Liebe ist, ist er ein Idiot.
Wenn das das Leben ist, wünscht du dir den Tod

Du bist doch noch so jung, viel zu jung
du bist doch noch so jung, viel zu jung, viel zu jung.
Du weißt nicht was geschieht, du weißt nicht warum.
Du möchtest schreien, doch du bleibst stumm.

Nachts weinst du in dein Kissen, du fürchtest dich vor ihm,
davor, dass er in dir kommt, vor seinem Spiel
Du wirst damit nicht fertig, du kannst dich nicht dagegen wehren.
Du kannst es keinem sagen, du schämst dich viel zu sehr.

Album
Hier sind die Onkelz (1995)

Wer nichts wagt, kann nichts verlieren


Du bist die Wolke, die den Mond verdunkelt, bedauernswert
Toter als tot, lebendig doch leer
Mit 30 schon gestorben, mit 70 erst begraben
ohne eigenen Willen, ohne zu fragen

Du bist zu schwach, zu schwach um nein zu sagen,
doch stark genug, um deine Frau zu schlagen

Du stehst für alles, was ich nicht will, du kotzt mich an
Du bist so kacke, das nicht mal ich´s beschreiben kann.
Du sitzt still auf deinem Arsch, ganz egal was auch passiert,
denn wer nichts wagt, kann nichts verlier´n

Dein Feuer ist erloschen, deine Flügel sind verkümmert
Von keinem Traum gestört, stehst du vor deinen Trümmern.
So wartest du auf´s Ende und verschwendest deine Zeit
Dann darfst du dich nicht wundern, wenn niemand um dich weint

Du bist nichts und du wirst es immer bleiben
von keinem Gott erhört, ohne zu leiden

Album
Hier sind die Onkelz (1995)
Live in Dortmund (1997)

Die Böhsen Onkelz geben sich die Ehre


Danke, dieses Lied ist nur für euch
Danke, keinen Tag ham wir bereut
Im Namen der Firma sagen wir euch :
Dankeschön, Dankeschön

Die Böhsen Onkelz geben sich die Ehre
Die Böhsen Onkelz reichen euch die Hand
Die Böhsen Onkelz geben sich die Ehre
Die Böhsen Onkelz reichen euch die Hand

Nur für euch haben wir dieses Lied gemacht
nur mit euch haben wir viel Spass gehabt
Keinen Tag ham wir bereut, Hut ab
es hat uns sehr gefreut, sehr gefreut

Album
Gehasst, verdammt, vergöttert (1994)

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Baja



Am Ende des Videos kommt folgender Text :
"Wenn es einen Menschen gäbe, der wagte, alles zu sagen, was er von dieser Welt gedacht hat, bliebe ihm kein Quadratmeter mehr m sich darauf zu behaupten.
Wenn ein Mensch erscheint, stürzt sich die Welt auf ihn und bricht ihm das Rückrad. Immer sind zu viele morsche Säulen stehen geblieben, zu viel verfaulte Menschheit, als das ein Mensch aufblühen könnte.
Der Überbau ist eine Lüge, das Fundament eine riesige zitternte Angst. Wenn in Abständen von Jahrhunderten ein Mensch mit einem verzweifelten, hungrigen Blick in den Augen auftritt, ein Mensch, der die ganze Welt umwälzen würde, um ein neues Geschlecht zu schaffen, würde die Liebe, die er in die Welt mitbringt, in Bitterkeit verwandelt und er wird zur Geisel. Wenn wir dann und wann auf Seiten stoßen, die explodieren, Seiten, die verwunden und schmerzen, die einem Seufzer, Tränen und Flüche abringen, dann sollt ihr wissen, dass sie von einem aufrechten Menschen stammen, einem Menschen, dem keine andere Verteidigung übrig bleibt als seine Worte. Und seine Worte sind immer stärker als das verlogene, erdrückende Gewicht der Welt.Stärker als all die Foltern und Räder, die die Feigen erfinden, um das Wunder der Persönlichkeit zu vernichten.
Wenn je ein Mensch wagen würde, alles, was er auf dem Herzen hat auszusprechen, sein wirkliches Erlebnis, alles , was wirklich seine Wahrheit ist niederzuschreiben, dann, glaube ich, ginge die Welt in Trümmer, würde in Stücke zersprengt, und kein Gott und kein Zufall, kein Wille könnte je wieder die Stücke, die Atome, die unzerstörbaren Elemente zusammensetzen, aus denen die Welt bestand.

Album
Schwarz (1993)

Ich bin du


Ich spiel dir manchmal Streiche, rate wer ich bin
Ohne mich kannst du nicht träumen, ich bin in dir von Anbeginn.
Ja, ich bin´s, den du hasst, ich bin´s, den du liebst.
Ich bin der, der alles darf, und dem du nie vergibst.
Ich bin dein Auge, das nichts sieht,
dein Hirn, das dir befiehlt.
Ich bin Du

Ich lehr dich Scheiße lieben, deinen Abgrund zu besiegen.
Heute König oder Gott, morgen Fahrstuhl zum Schafott.
Ich schick dir deine Ängste, ich mache deine Fehler
Ich bin der Geist in deiner Seele, ich bin die Dummheit und dein Lehrer
Ich schick dein Hirn auf Reisen und hol es dir zurück
Ich bin dein Zögern und dein Zweifeln, bin dein Elend und dein Glück
Ich bin nicht einfach doch dual,
 deine Lust und die Moral.
Ich bin Du

Album
Schwarz (1993)

Der Himmel kann warten


Nichts ist für immer, wir kommen und geh´n
die Gesichter verblassen, doch dich kann ich seh´n
Sag dem Himmel guten Tag,
dass ich mein verschissnes Leben mag
drum bleib ich noch hier

Der Himmel kann warten,
Das Leben macht mich hungrig und ich krieg nicht genug.
Der Himmel kann warten,
ich hab noch lange nicht, noch lange nicht genug.

Ich schwebe in einer Leere, ähnlich dem Tod
es ist nur ein Augenblick, Atemlos
Doch du bist nicht mein Erbe
und dies ist nicht der Tag, an dem ich sterbe.

Album
Schwarz (1993)

So geht´s dir (deine Hölle)



Der Tag ist vergangen, wie Tage vergeh´n
du hast ihn getötet, hast ihn nicht mal geseh´n

Klopfendes Herz, den Schweiß auf der Stirn
voll tödlicher Angst, voll Zweifel im Hirn
Voll flackernder Sehnsucht nach diesem Leben
doch du tötest dich selbst, du kannst dir nichts geben

So geht´s dir, bis du begreifst
dass nur du selbst und sonst niemand
kein Gott, kein Dämon deine Höle erschafft
doch dann bist du frei, dann kannst du seh´n,
dann kannst du dich und dein Leben versteh´n

Du musst die Hölle durchquer´n, das Böse ertragen
Du fährst ins Paradies in einem Leichenwagen.

Album
Schwarz (1993)

Sonntag, 4. Dezember 2011

Die Geschichte Teil 50 - Talk bei Alfred Biolek

1992

Es war etwas passiert, was nach den Berechnungen und Prognosen der deutschen Musikindustrie niemals hätte passieren dürfen. Eine Band hatte mit ihrer Musik die Top Ten geknackt, ohne dass sie von oben "kontrolliert" oder "gepusht" wurde. Im Gegenteil, trotz massiven Boykotts und beispielloser Diffamierungskampagne. Seit dem Charteintritt der "Heiligen Lieder" benutzte die Presse zum ersten Mal den neuen und sehr einprägsamen Begriff "Rechtsrock". Mit dem "Rechtsrock" schuf man ein Medienphänomen von erlogener Größe und stellte die 200 000 Käufer der "Heiligen Lieder" als eine große radikale Bedrohung dar.

Am 3. Oktober hatten die Onkelz einen Gig in Kuhardt. Der örtliche Veranstalter rechnete mit 3000 Leuten. Zwei Drittel der Karten waren bereits verkauft. Der Gemeinderat hatte sich eilends zusammengefunden und den lokalen Organisator Gerd Weber zu einer Absage gedrängt.
Vor dem Konzert schrieb die Presse :
". . . beim Start der Deutschland-Tournee im schwäbischen Aalen besuchten etwa 200 - 300 Skinheads das Konzert, die sich mit Hitlergruß und ausländerfeindlichen Parolen bemerkbar machten. . . .aus Polizeikreisen verlautete, dass bei Onkelz-Konzerten immer mit Ärger zu rechnen ist . . ."
und nach dem Konzert :
". . . - Polizei verzeichnete störungsfreien Verlauf - Texte nicht zu verstehen . . . Kuhardt ist noch einmal davon gekommen . . . die Szene erinnerte mehr an einen Umtrunk im Freien, als an einen Aufmarsch gewalttätiger Skinheads . . . die zahlreichen Pickel im Gesicht verrieten, dass es sich eher um pubertierende Jugendliche, denn um gewalltbereite Rechtsradikale handelte . . ."
Im Oktober erschienen gut 60 Artikel in Illustrierten und Tageszeitungen, die sich mit dem "Rechtsrock" beschäftigten, und die Böhsen Onkelz als Aufhänger ihrer Recherche benutzten.Alle Artikel ließen sich auf die dpa-Meldungen des Septembers und Oktobers zurückführen. Viele Sätze aus dem Bericht von dpa-Korrespondent Carsten Hoffmann waren wortgleich übernommen worden.

Zeitgleich mit der Tagespresse wurde das Thema auch im TV aufgekocht. Im Herbst 92 war Stephan Weidner zu Gast bei "Boulevard Bio". "Kitsch, Kunst, Krawall - Musik in Deutschland" war das Motto der Sendung. Biolek machte zunächst auf die Musik der rechtsradikalen Szene aufmerksam, zählte die Namen der Hardcore Faschobands auf, um dann endlich beim aktuellen Erfolg der Onkelz zu landen.
Biolek : ". . . und sie werden nun, von der Presse auch, sehr stark in dieses Lager gezählt. Sie werden sogar als eine Kultband der rechtsradikalen Szene apostrophiert. Wie stehen sie dazu ?
Stephan : "Also, ich meine, da muss man wohl unsere Vergangenheit in Anbetracht ziehen, dass wir ´ne Zeit lang alle Skins gewesen sind, die ja bekanntlich einen leichten Hang zum Rechtsradikalismus haben . . .
Biolek : "Man sieht ihnen das gar nicht an . . .
Stephan : "Ja, komisch, ne ?"
Biolek : "Ja, aber Haare wachsen ja, wenn man sie nicht immer wieder schneidet . . .
Stephan : "So isses. Von daher können sie auch an der Länge meiner Haare feststellen, wie lange das schon her ist."
Stephan wiederholte zum 20. Mal, wie es zum "Türken raus"-Song gekommen war, welche Hintergründe dieser Song hatte und wie sie ihn damals empfunden hatten. Biolek wusste dann auch von der verbotenen Platte, so tief hatten "sie" schon gebohrt. Dass es dort Lieder mit nationalen Tendenzen gab, Gewaltverherrlichung und ein Lied in dem es ja eigentlich um Kindermord ging.
Langsam wurde Weidner warm : "Ich meine, es kommt immer drauf an, wie man Texte interpretiert. Wenn ich z.B. ein Lied über einen Kindermörder schreibe, heißt das längst nicht, dass ich ein Kindermörder bin. Sondern, dieses Lied wurde meines Erachtens total falsch interpretiert von der Bundesprüfstelle. Das Lied wurde zwar in der Ich-Form geschrieben, aber es sollte eigentlich nur aufzeigen, dass jeder, d.h. ihr Nachbar, mein Nachbar, rein theoretisch ein Kindermörder sein kann . . .
Irgendwann fiel dann endlich das Wort "politisch", auf das Alfred Biolek schon lange gewartet hatte.
Biolek : "Das, was man ihnen jetzt vorwirft ist hochpolitisch. Man sagt jetzt, dass sie einfach den rechtsradikalen Gruppen und zwar nicht den ganz extremen, nicht denen, die dann aus ihrem Konzert gleich losgehen und selbst ein Asylantenheim anzünden, sondern da gibt es andere Gruppen, so wie . . . die das also, äh, sehr viel perfekter, äh . . . vorbereiten. Aber man wirft ihnen vor, dadurch, dass sie sich nicht wirklich distanziert haben und dadurch, dass die neuen Texte auch sehr interpretierbar sind, dass sie sozusagen den ganzen Mitläufern, die ja dann bei den Asylbewerberheimen stehen und zumindest rufen und moralisch unterstützen, dass sie die in ihre Konzerte locken und denen auch so eine Art geistiges Umfeld geben."
Stephan : "Also, das sehe ich ein bisschen anders, ich glaube schon, dass wir uns eindeutig geäußert haben. Nur das war nicht das, was die Medien hören wollten, d.h., in Interviews, in denen wir eindeutig unsere Meinung gesagt haben, wurde uns das Wort im Mund rumgedreht. Die Medien wollten uns in diese Richtung drängen und haben uns auch ganz bewusst als Aufhänger genommen."
Biolek : "Aber wo stehen sie denn dann jetzt, eindeutig ?"
Stephan : "Ich meine, ich steh hier."
Biolek : "Erst mal stehen sie nicht, sondern sie sitzen, und sie müssen ja eine Haltung haben jetzt."
Stephan : "Selbstverständlich habe ich eine Haltung. Ich kann natürlich nicht akzeptieren, was passiert. Ich akzeptiere weder, dass Molotowcocktails in Asylantenheime geschmissen werden, wo Kinder drin wohnen etc. Ich mag weder eine rechte Bewegung, noch eine linke Bewegung, die sind mir beide zuwider. Ich mag keine politischen Extreme.
Als nächstes war der "Name" dran. Eine eindeutige Distanzierung, so fand auch A. Biolek, wäre die Änderung des Namens. Zusätzlich forderte er eine klarere Stellungnahme in den neuen Liedern. Die Texte der Heiligen Lieder, seien ja wenig festgelegt, meinte er. Natürlich kannte Biolek weder die Entstehungsgeschichte der Band, noch die eines der vielen Onkelzalben, aber er wusste, dass wenn man die Texte im Kontext mit den alten Liedern sehen würde, dann hätten sie eine eindeutige rechte Aussage. Von den Distanzierungen der Band über die vergangenen 7 Jahre hinweg, wusste er anscheinend nichts.
"Deswegen kommen immer noch so viele Rechtsradikale zu ihren Konzerten."
Stephan : "Ich meine dazu, da ist mit Sicherheit auch die Presse dran schuld. Eben so Bands wie . . ., die würde kein Arsch kennen, wenn sie die Presse nicht ständig erwähnen würde. Das ist meine Meinung. Zum  anderen : Würden sie ihren Namen ändern, nur weil sie ihrem Nachbarn mal vor die Tür geschissen haben ? . . . . Das ist ein Teil meiner Vergangenheit. Ohne dass ich durch die Scheiße gegangen bin, weiß ich nicht, was gut ist."
Dann kam´s knüppeldick. Biolek : "Aber sie wissen, dass man auch früher, als die Linksradikalen das Land erstmals in Atem gehalten haben, auch ideologische Vorwürfe, etwa an Böll gemacht hat und gesagt hat, sie haben das ideologische Feld sozusagen bereitet. Und man könnte sagen, durch das, was sie jetzt machen und ohne dass sie sich dezidiert distanzieren, bereiten sie das Feld für Dinge wie Roststock."
Stephan : "Also wir tun ganz klar auf unseren Konzerten, weil wir diese Problematik natürlich auch gesehen haben, d.h., ich habe nie die Ambition vor einem Haufen Rechtsradikaler zu spielen. Und wir reden ja auch immer von einer kleinen Gruppe, die auf Konzerten anwesend ist, die sage ich mal ein Faible für härtere Musik hat."
Biolek : "Ja, aber die Musik. Härtere Musik gibt es ja überall, auch bei Heavy Metal und so . . ."
Stephan : "Mich stört´s einfach nur, wenn wirklich . . . ich spiel vor 5000 Leuten und dann sind eben 50 Glatzen drin, und wir reden hier immer nur über die 50 Glatzen und nicht über den Rest."
Um jetzt die rauhe Atmosphäre eines Onkelzkonzertes hautnah rüberzubringen, spielte Biolek eine Sequenz aus dem "Live in Vienna" Video ein.
Biolek : "Wann war das ?"
Stephan : "War´n Haufen Glatzen da, ne ?"
Biolek : "Nö, auf diesem nicht. Auf diesem Video nicht."
Biolek konnte ihn mit fairen Mitteln nicht festnageln, also präsentierte er nun seinen Trumpf : Walter Wüllenweber, Journalist der Berliner Zeitung, der in der ersten Publikumsreihe saßund blumig seine Erfahrungen während eines Onkelzkonzertes in Kaiserslautern vor einem Monat schilderte. Aus Berlin war bis jetzt nur unqualifiziertes gekommen, wenn es um Onkelz-Berichterstattung ging. Wüllenweber hatte von Rockmusik keine Ahnung. Er gab zu Protokoll, dass er sich in den letzten Jahren auf das Thema "Rechtsextremismus" spezialisiert habe und auch aus diesem Grund auf dem Onkelzkonzert gewesen wäre. Als das Licht ausging, wollte er gesehen haben, dass das letzte hintere Drittel der Fans den Arm zum Hitlergruß hob und ihn während des gesamten Konzertes nicht mehr heruntergenommen habe. Die Band, so sagte er, habe sich nicht darum gekümmert. Höchst unwahrscheinlich, wo Stephan und Gonzo äußerst allergisch auf Hitlergrüße reagierten. Stephan beobachtete seine Zuschauer ganz genau. Es gab seit 89 immer wieder vereinzelte Skins, die sich vorgenommen hatten, Weidner zu provozieren oder die abchecken wollten, wie weit sie gehen konnten. In Kaiserslautern war es ähnlich. Genau vor Stephans Nase hatte sich eine tätowierte Glatze mit bloßem Oberkörper aufgebaut und grinsend den Arm zum Hitlergruß gestreckt. Sofort hatte Stephan seinen Bass abgeschnallt und ihn mit seinen Securityleuten rausgeschmissen. Das alles unter dem Beifall des gesamten Publikums.
Wüllenweber : ". . . Es hat z. B. eine Schlägerei gegeben, zwischen zwei Skins, . . . der Stephan hat da ein bisschen mitgemischt, die Musik ging weiter, offenbar hat das niemand als etwas Besonderes empfunden. . . Der Sänger, Kevin, hat dann von der Bühne gebrüllt, also ungefähr dem Sinn nach : "Ich sehe keine Türken, ich seh keine Neger, warum sollen wir uns gegenseitig die Köpfe einschlagen."
Stephan : "Sie sind ja wohl der größte Lügner, den ich je gesehen hab. Was erzählen sie denn für einen Scheiß. Ich hab einen von unseren Securityleuten auf einen Skin gehetzt, der den Hitlergruß gemacht hat, und deswegen war die Schlägerei. Was sie erzählen, ist ja wohl die größte Lüge, dass sie sich nicht schämen."
. . . .
Stephan zu Biolek : "Es gibt auch andere Zeugen für das Konzert, warum haben sie die nicht eingeladen ?"
Biolek : "Ich habe, äh, ein Journalist, der darüber geschrieben hat, äh, ich gehe davon aus, dass eine gewisse Sorgfaltspflicht eines Journalisten, also ich mein wenn er selbst . . .
Stephan : "Wissen sie, die Sorgfaltspflicht von Journalisten, habe ich oft genug kennengelernt. Ich habe Artikel über mich, da geht es um Ausschreitungen nach Konzerten von uns in Städten, wo wir nie gespielt haben . . .
Danach kam nicht mehr viel. Stephan bezog ein weiteres mal Stellung, ließ sich nicht festnageln und verwies erneut darauf, dass er jeder Zeit bereit sei auf einem Konzert "Rock gegen Rechts" aufzutreten, um seinen Standpunkt auch vor der Öffentlichkeit zu vertreten.
. . . .
Biolek : "Eine Frage Herr Weidner. Glauben sie nicht, dass viele heute nicht nur böse Journalisten sind, sondern, dass auch viele übersensibel sind wegen der Dinge, die passieren ?"
Stephan : "Natürlich. Das erkenne ich doch auch vollkommen an. Ich weiß auch, dass wir Fehler gemacht haben in unserer Vergangenheit. Das einzige, was ich möchte, ist einfach anzuerkennen, dass man sich verändert, dass man Erfahrungen sammelt, dass ich nicht derjenige bin, der ich vor 10 Jahren war, das sind sie auch nicht, und dass wir eine gewisse Entwicklung mitgemacht haben, Dinge erkannt haben, die Verantwortung erkannt haben.
Biolek : "Sie müssen verstehen, dassihnen das ewig . . ."
Stephan : "Warum muss ich das ? Warum können nicht ein paar Leute umdenken ?"
Spannung und Aufregung hatte Biolek versprochen. Aber eigentlich war es nur mies. Meinungsmache von vorn bis hinten. Das einzige wirkliche Highlight der Sendung war nur noch der Satz von Stephan zu Gotthilf Fischer, als er zu ihm sagte : "Bei ihren Konzerten sind wahrscheinlich mehr Rechtsradikale als bei unseren."