Mittwoch, 2. November 2011

Die Geschichte Teil 47 - Heilige Lieder


Stephans neue Freundin schien nicht von dieser Welt. Es hattenoch nie jemanden in seinem Leben gegeben, der auf solche Art über Gott, Energie, Licht und Magie sprach, wie sie es tat. Als Stephan schließlich die Schnauze gestrichen voll hatte, von dem, was um ihn herum passierte, brach er mit ihr nach Mexico auf. In einer kleinen Hütte in Tuxla lebte er für 3 Wochen mit seiner Freundin in völliger Abgeschiedenheit. Hier schrie er die Songs für das 92er Album, mit dem er sein Innerstes nach außen kehren wollte. Er hatte sich vorgenommen, allen Kritikern einen musikalischen Tritt in den Arsch zu verpassen. Ein Denkzettel, der sie alle verstummen lassen sollte. Während dieser Zeit war er sehr von dem Anthropologen Carlos Castaneda beeindruckt. Seine Werke über den alten Shamanen Don Juan und den "Yaki-Weg des Wissens" hatten für Stephan und somit für die folgenden Lieder übergroße Bedeutung. In Mexico legte er halluzinogene Pilze in Honig ein und schmierte sie sich aufs Frühstücksbrot. Die Einnahme dieser "Trip-Pilze" war nicht ganz ungefährlich. Man brauchte starkes Selbstvertrauen, um auf einer Pilzreise nicht "verloren zu gehen". Außer dem Peyote Kaktus gab es wohl kaum eine natürliche Droge auf der Welt, die so extreme bewusstseinserweiternde Wirkungen hervorrief, wie diese "Psylos". Kein Wunder, dass nicht nur der Besitz, sondern sogar ihre Einnahme in vielen Ländern strafbar war. Pilze hielten, was LSD versprach.
"Der weiße Mann geht in seine Kirche und spricht über Jesus. Der Indianer geht in sein Tipi und spricht mit Jesus", lautete eine alte Pilz - Weisheit der Yaki-Indianer, dass ein Weg nur ein Weg ist. Wenn du fühlst, dass du ihn nicht gehen willst, musst du ihm unter gar keinen Umständen folgen. Um so viel Klarheit zu haben, musst du ein diszipliniertes Leben führen. Nur dann wirst du wissen, dass ein Weg nur ein Weg ist, und dann ist es für dich keine Schande, ihm nicht zu folgen, wenn es dein Herz dir sagt. Aber deine Entscheidung, auf dem Weg zu bleiben, oder ihn zu verlassen, muss frei von Furcht oder Ehrgeiz sein. Sieh dir den Weg genau und aufmerksam an. Versuche ihn, sooft es dir notwendig erscheint. Dann stelle dir, und nur dir selbst die Frage : Ist dieser Weg, ein Weg mit Herz ? Alle Wege sind gleich, sie führen nirgendwohin, aber einer ist der des Herzens, und der andere ist es nicht. Auf dem einen ist die Reise voller Freude, und solange du ihm folgst, bist du eins mit ihm. Der andere wird dich dein Leben verfluchen lassen. Der eine macht dich stark, der andere schwächt dich . . .(Die Lehren des Don Juan)


In dem Song "Diese Lieder" gab es eine Passage, wo Stephan sich mit seinen eigenen Worten auf seine Pilzerfahrung und den Schriftsteller C. Castaneda berief : ". . . es ist alles da, du musst´s nur nehmen, doch wer nimmt, der muss auch geben, sieh nach vorne, nie zurück, oder hast du Angst vor deinem Glück, es gibt nur einen Weg, den Weg mit Herz, den nur ein Krieger geht . . ."
Mit Krieger war hier die Yaki-Interpretation gemeint. Demnach ein Krieger ein Mensch war, der das Wissen jagte, der den "Weg mit Herz" ging.
Was Weidner nach seiner Rückkehr im Gepäck hatte, nannte er "Heilige Lieder", weil sie unter heiligen/heilenden Bedingungen entstanden waren. Wer die Heiligen Lieder - Texte aufmerksam las, der konnte alles über die Band erfahren, was er immer schon wissen wollte.

"Der Tod mehrerer Freunde überschattete die letzten 2 Jahre, die zum einen, was die Band betrifft, sehr erfolgreich waren und zum anderen voller Überraschungen, Tragödien, Erfahrungen und Sehnsüchte, was das Leben betrifft. Dies LP spiegelt einen Teil unserer Gedanken wieder. Wenn ihr versucht zwischen den Zeilen zu lesen, werdet ihr eine Menge über uns erfahren. Wir wissen, dass ihr nicht in einem Meer von Dummheit schwimmt, wie einige ignorante Arschlöcher auf diesem Planeten, die uns veranlasst haben, bis auf weiteres keine Interviews zu geben. Was gesagt werden musste, wurde gesagt. Ich danke dem Leben, Tom Robbins, C. Castaneda und Nika Beheshti für die Inspiration."
                                                                                  St. Weidner.
Und : ". . . gepriesen seien unsere Freunde und Familien, geheiligt werde Achim Schall und Helmut Rüssmann, für ihre Verdienste an diesem Werk, Amen.  . . . alle, die den Weg der hirnlosen Mitläufer gehen, sollen in der Hölle schmor´n."
Das war die eindeutige Onkelz-Ansage auf dem Booklet der Heiligen Lieder.

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