Dienstag, 23. August 2011

Die Geschichte Teil 38 - Trimmi wird ermordet

Trotz aller Probleme lief es eigentlich ganz gut. Am 15. Juni 1990 lief es ganz besonders gut. Jedenfalls für die Deutsche Nationalmannschaft bei der WM in Italien. Es war Pe´s 26ster Geburtstag. Stephan und Pia luden ihn zu sich nach Kelkheim ein. Dort wollten sie für ihn kochen und das Spiel der Deutschen gegen die Arabischen Emirate anschauen. Später wollten sie nach Frankfurt fahren, um sich mit Kevin und Trimmi in Sachsenhausen zu treffen. Doch gegen 11:00 rief Stephan in der 28 an und sagte ab. Pe fuhr kurz darauf nach Hause und legte sich schlafen. Die 28 war während des überlegenen Spiels der Deutschen Mannschaft gut ins Brüllen geraten. Nach Stephans Anruf hielt es sie nicht länger in der Wohnung. Auge, Trimmi und Kevin bestellten einen der verängstigten Taxifahrer vor die Haustür und ließen sich geradewegs nach Sachsenhausen ins "Speak Easy" chauffieren. Schon nach kurzer Zeit stand Trimmi im offenen Hemd da, und war bereit den ganzen Laden einzuladen. Das tat er oft, wenn er etwas Geld in der Tasche hatte und guter Laune war. An diesem Abend war er besonders guter Laune. Zwischen all dem Gejohle, Gesaufe und Geschiebe musste Trimmi irgendwann die Toilette aufsuchen. Auf dem Klo traf er Auge. Nebeneinander standen sie vor der Rinne und lachten über Witze, die sie sich kurz zuvor an der Theke erzählt hatten. Aus einer der Toilettenkabinen kamen Geräusche, die sich verdächtig danach anhörten, als wenn sich dort zwei Typen gerade eine Nase Koka reinziehen würden. Auge war als erster mit dem Pinkeln fertig und verließ auch als erster das Klo. Nicht ohne sich auf halbem Wege zur Bar noch einmal umzudrehen. Durch die offene Toilettentür musste er eine Szene beobachten, die so kurz und so irreal war, dass die ganze Welt um ihn herum zu gefrieren schien. Die zwei Typen, die aus dem Klo gekommen waren, hatten Trimmi in ihrer Mitte stehen. Trimmi, mit einem Bierglas in der Hand,sah aus, als wenn er dringend Hilfe benötigte. Die Situation schrie nach einem Eingriff, aber Auge konnte sich nicht bewegen. Einer der zwei Männer hatte ein Messer in der Hand und stach es Trimmi in die Brust. Einfach so. Trimmi stürzte daraufhin panisch aus der Toilette, durch den Flur und genau in Auges Arme. Er stammelte etwas davon, dass er gestochen worden war, und er schrie Auge an, dass der etwas unternehmen sollte. Dann riß er sich los und flog auf Kevin zu, der ungläubig auf Trimmis blutende Brust starrte. Auge hatte endlich seine Fassung wiedergefunden und brach krachend durch die Klotür. Der Täter stach sofort mit seine Messer auf Auge ein. Auge hatte ein paar Schwinger landen können, blutete aber stark aus mehreren Wunden. Keine 5 Sekunden später lag Auge am Boden und fürchtete um sein Leben.
Kevin hockte draußen auf der Straße und hielt den schwer blutenden Trimmi in seinen Armen. Trimmi war kreidebleich und keuchte. Die nackte Panik sprach aus seinen Augen. Mit einer Hand hielt er sich an Kevins Kragen fest, die andere hielt er auf die Wunde gepresst. Sprechen konnten sie beide nicht.
Auge wehrte sich mit Händen und Füßen, während der Typ mit dem Messer immer noch auf ihn einhackte. Stefan Winter, das Tier, das damals Kevin im Klapperkahn beinahe totgeschlagen hatte, war mit einem Garderobenständer in die Herrentoilette eingefallen und schlug nun den Messerstecher damit nieder. Gott im Himmel, wie haben Winter und Auge diese zwei Typen zusammengetreten. Dem einen haben sie ein Ohr abgeschlagen, dass später wieder angenäht werden musste. In all dem Blut und dem Gekreische sind Auge und Winter dann nach draußen gelaufen. Sie mussten unbedingt heraus finden, was mit Trimmi passiert war. Auf der Straße hatte sich eine große Menschenmasse versammelt. Ein Notarztwagen stand dort i der schmalen Gasse, und von überall waren Polizeisirenen zu hören, die sich dem Tatort näherten. Das Messer lag noch auf dem Boden, die Täter aber waren geflüchtet. Im Notarztwagen sah Auge seinen Freund Trimmi liegen, dessen Körper sich unter den Stromstößen noch einmal aufbäumte und dann liegen blieb. Trimmi, zu diesem Zeitpunkt 23 Jahre alt, war schon nach 3 Minuten, noch bevor der Krankenwagen in die Gasse eingebogen war, in Kevins Armen verblutet. Der Tod verließ die Szene gegen 00:40.
Kevin stand blutverschmiert hinter dem offenen Notarztwagen und sah blicklos auf die Instrumente. Dort lag Trimmi unter einem weißen Tuch und bewegte sich nicht mehr. Kevin wusste nichts über den Tod, nichts über diese Art von Tod. Seine Welt, weit weg wie sie ohnehin schon war, verschwand nun vollends hinter einer dicken Milchglasscheibe.

Um 3:30 klingelte das Telefon bei Stephan : "Komm sofort in die 28. Es ist etwas passiert. Beeil dich !" Als Stephan in der 28 eintraf, bot sich ihm ein Bild der Verzweiflung. Ein paar zerstörte Rocker fand er vor und einen schluchzenden Russell, der schäumend vor Wut und Schmerz seinen Kopf gegen die Wand schlug. Stephan wollte es nicht glauben. Er wurde nervöser und nervöser und kämpfte mit den Tränen.Niemals wieder erlebte die 28 eine dunklere Nacht. Zu Hause schloss Stephan sich in sein Schlafzimmer ein und weinte 48 Stunden lang. Stephans Gefühle waren fast immer echt, klar und sauber. Er konnte krass und brutal sein, das schon, und er ließ die Leute immer wissen, was er von ihnen hielt, besonders gerne, wenn er sie nicht mochte. Aber das galt genau so für die Menschen, die er liebte. Er war in seinen Emotionen extrem geradlinig. Niemals hegte er für jemanden ungenaue Sympathien. Wenn er jemanden kennenlernte, dann war es schwer für diese Person, sein Vertrauen zu gewinnen. Gelang es ihr jedoch und Stephan akzeptierte einen Menschen, dann konnte dieser sich gewiss sein, dass Stephan ihn niemals belügen würde, dass er immer zu ihm Stehen würde. Ein Arschloch war ein Arschloch und ein Freund war ein Freund. Trimmi war der beste Freund der Böhsen Onkelz. Nicht einer der Besten, sondern der Beste.
Roland Kruse hieß der Mensch, der für Trimmis Tod verantwortlich war. Er hatte sich nach der Tat gestellt und saß bereits in U-Haft. Er war der zweite Sohn einer reichen Familie aus Bad Vilbel und war mehrfach wegen Körperverletzung und Raubüberfall vorbestraft. Laut eigenen Angaben trug Kruse (21) immer ein Messer zur Selbstverteidigung bei sich. Er sei von Trimmi mit einem Bierglas bedroht worden. Er habe in Notwehr gehandelt, gab er zu Protokoll. Mit dieser Aussage wollte sich die Band nicht zufrieden geben. Alle dachten an Rache. Aber für´s erste sollte Kruse seine Tage in unerträglicher Angst verbringen. Er sollte wissen, wessen Zorn er geweckt hatte, und diese Erkenntnis sollte ihn langsam aber sicher um den Verstand bringen.

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