Mittwoch, 27. Juli 2011

Die Geschichte Teil 22 - Trimmi wird der beste Freund der Onkelz

Anfangs, als Kevin sich Farbe und Nadeln besorgt hatte und damit in Frankfurt herumdokterte, war Alf Diamond zu ihm gekommen und wollte ihm sein Werkzeug abnehmen. Alf wurde hysterisch, wenn er hörte, dass irgend jemand auf eigene Faust zu tätowieren begann. Die Onkelz waren gute Kunden. Stephan hatte sich von Alf im letzten Jahr eine Ratte mit Totenschädel auf den linken Oberarm stechen lassen, und eine Seeschlange umspült von tosender Brandung auf den rechten Oberarm war in Arbeit. Kevin trug unter dem gekreuzigten Skinhead auf seiner Brust einen verschnörkelten Böhse Onkelz Schriftzug, den Alf gestochen hatte und der sich über seinen ganzen Bauch spannte.
Alf erkannte sofort, welches Talent in Kevin schlummerte, und dass sich Kevin vermutlich schnell als gefragter Tattooartist etablieren würde. Nichts lag näher, als der Gedanke daran, ihm einen Job zu geben. Alf zog mit seinem Laden nach Sachsenhausen und schon sehr bald war Kevin eine feste Frankfurter Tattoogröße geworden. Kevin war jetzt streckenweise glücklich. Nicht nur war er einer der Härtesten, nicht nur war er der Sänger der Böhsen Onkelz, der geilsten Band des Universums, er war auch Tätowierer in einem angesagten Frankfurter Studio. derjenige, der all den anderen Härtnern die Bilder auf den Körper piekste. Männern und Frauen, Hooligans, Asis, Normalos, Skins und manchem beinharten Rocker. Von allen erntete er Akzeptanz und Respekt. Ein Tätowierer, wenn er einen guten Ruf genoss, war jemand mit dem man nicht dumm rummachte. Tätowieren war eine ernste Sache, eine Kunst, und ein Tätowierer war ein Künstler. Jetzt konnte er sich zusammen mit Moni eine Wohnung suchen. Die Weberstr. 28 im Frankfurter Nordend wurde das neue zu Hause von Kevin und Moni. Keiner ihrer Freunde hätte sich zu diesem Zeitpunkt vorstellen können, was für Tragödien sich noch in dieser Wohnung abspielen sollten.

Gonzo und Stephan prügelten sich weniger. Sie hörten allmählich damit auf, in jedem Menschen einen potentiellen Feind zu sehen. Ihre sozialen Kontakte verschoben sich ebenfalls. Kuchen und die anderen Skins verschwanden aus dem Bekanntenkreis und die Kneipen änderten ihre Namen. Hanim´s Pinte hatte als Treffpunkt ausgedient. An seine Stelle traten Kneipen in Sachsenhausen, das "Schöppchen" und das "Speak Easy".
In einer dieser Kneipen traf Kevin auf Andreas Trimborn. Dieser Typ war der witzigste Mensch, dem Kevin je begegnet war. 19 Jahre alt, langhaarig und gut gelaunt. Seine Freunde, von denen er unzählige zu haben schien, nannten ihn entweder Andi oder Trimmi. Er arbeitete bei Elektro-Fuchs und sogar sein Chef und seine Kollegen liebten ihn. Trimmi war so unbeschreiblich komisch, dass Kevin ihn gern haben musste. Wenn Trimmi loslegte, dann lispelte er irgendetwas total Trockenes in tiefstem hessisch daher und war dabei so liebenswürdig und freundlich, dass er grundsätzlich eine kleine Gruppe von Lachern und Fans um sich herum stehen hatte. Als Trimmi schließlich auf Stephan und Gonzo traf, waren die schon vorgewarnt gewesen. Kevin hatte ihnen mehr als einmal von ihm erzählt. Die persönliche Begegnung übertraf ihre Erwartungen jedoch bei weitem. Stundenlang hatten sie mit Trimmi im Park gesessen, Bier getrunken und sich vor Lachen fast übergeben. Trimmi war einer von den Menschen, die man sofort in sein Herz schloß. Trimmi wurde schnell zum besten Freund der Onkelz, und war ab 1986 Kevins ständiger Begleiter.

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