Montag, 11. Juli 2011

Die Geschichte Teil 14

Auf seiner Seefahrt nach Sibirien schrieb Kevin lange Briefe an Moni. Immer wieder erzählte er ihr von den Ereignissen an Bord  und wie sehr er sie vermisste. Seine Sehnsucht nach Halt und Freundschaft fand sich auch in den Bildern, die er für Moni malte und in den Entwürfen für seine nächsten Tattoos. Das Jugendtrauma würde Kevin dadurch nicht abschütteln können, und die Alpträume, die ihn manchmal bis an den Rand des Wahnsinns trieben, wurden nicht weniger.

Im Sommer 83 trieb die rebellische Jugend den letzten Keil in ihre eigene Bewegung. Hannover hatte sich zu einer mit einer aktiven Untergrundkultur entwickelt. Die Idee der Chaostage, dem größten deutschen Punktreffen, ging bereits ins dritte Jahr und 83 standen die Tage unter dem Motto : "Die Wende - Punks und Skins halten jetzt zusammen - Zusammen gegen Bullenterror - Nazis unerwünscht."
Daraus wurde nichts. Es wurde schnell deutlich, dass die angereisten Punks und Skins keinen Pfennig auf die Wende gaben, als sie bereits am ersten Tag mit Latten und Ketten aufeinander losgingen. Die Trikots waren verteilt. Punks nach links, Skins nach rechts, woran nicht nur der Einfluss der Politik schuld war. Die Alliierten und Daily Terror sollten spielen, es gab ein aufregendes Rahmenprogramm, bei dem man gemeinsam jede Menge Aggressionen hätte ablassen können, aber das war alles nicht genug. Was wirklich gefordert wurde, war Gewalt und sonst nichts. Die Onkelz waren, obwohl es später oft behauptet wurde, an diesem Wochenende nicht in Hannover.

Die B.O blieben nicht lange alleine. Auch in Hamburg und Berlin formierten sich Skinheadbands. Im Herbst 83 wurden die Onkelz nach Berlin Wedding eingeladen. In dem Proberaum der West-Berliner Glatzenband "KdF" sollte ein Skinheadkonzert stattfinden. In Berlin  bestand seit einigen Monaten ein Versammlungs- und Auftrittsverbot für Glatzen. Dementsprechend klein fiel der Gig auch aus. Ungefähr 50 Skins hatten den Weg zum "Bunker" gefunden und erwarteten die B.O. mit Spannung. Das Demotape hatte seine Runden gezogen und die B.O. waren so etwas wie eine geheimnisvolle Untergrundlegende. Niemand wusste etwas Genaues über die Band. Ihr Debüt als Skinheadband vor einer kleinen hopsenden Menschenmenge war furios. Wichtig für die Widerlegung späterer Behauptungen war die Tatsache, dass es während dieses ersten Skinkonzertes der Onkelz das letzte Mal war, dass das alte Punkstück "Türken raus" gespielt wurde, und das einzige Mal, dass "Deutschland den Deutschen" live vorgetragen wurde.


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