Mittwoch, 6. Juli 2011

Die Geschichte Teil 11

Die Batschkapp war nach wie vor einer der wichtigsten Treffpunkte für die musikbegeisterte Szene. Sie war jedoch vom alten Kollektiv von 1977 - 1982 heruntergewirtschaftet worden, und man wollte nun unter neuem Management mit zukunftsorientiertem Realismus weitermachen. Eine der vielen neuen Maßnahmenwar das Hausverbot für Skins und Punks, die sich nicht benehmen wollten. Für das U.K. Subs Konzert am 25.09.1982 hatte die Batschkappleitung unter Ralf Scheffler besondere Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Personenkontrollen, die zu dieser Zeit noch unüblich waren, wurden durchgeführt und zusätzliche Rockereinheiten bewachten die Tür. Die Eintracht hatte an diesem Tag ein Heimspiel gegen den HSV. Das Spiel verlief fair. Nach dem Spiel trafen sich Skins, Hooligans und Fußballfans beider Seiten zum saufen. Der lange angekündigte Sturm auf die Batschkapp, als Antwort auf das Hausverbot, wurde an diesem Abend in die Tat umgesetzt. Geplant war ein schneller Angriff, bei dem möglichst viel zerstört werden sollte. Stephan und Helmut W. waren dabei. Der Angriff hatte nur wenige Minuten gedauert, bis das Überfallkommando vorfuhr und den Mob in die Flucht schlug. Vor dem Batschkapp lagen Scherben. Einige Punks bluteten aus ihren Nasen, jede menge verwirrte Rocker liefen herum und Ralf Scheffler, der den B.O. schon seit dem "Isnogud - Festival" vor einem Jahr nicht mehr getraut hatte, kochte vor Wut. Stephan und Gonzo waren inzwischen stadtbekannte Krawallmacher. Ob Kevin, Gonzo und Pe nun dabei waren oder nicht, spielte keine Rolle. Die B.O., dafür würde R. Scheffler sorgen, würden in Frankfurt nicht mehr auftreten.

Ein ähnlicher Zwischenfall ereignete sich Ende 82 in der Alten Oper. Die Frankfurter Skins, die alle noch unter 20 waren, hatten sich auf dem Opernplatz verabredet, um "Madness" spielen zu sehen.
Angefangen hatte der Ärger schon im Foyer, als einige der Skins den Druck der Massen ausnutzten, um sich ohne Ticket in die Oper schieben zu lassen, und weiter ging der Ärger, als sie feststellten, dass die Halle unsinnigerweise bestuhlt war. Madness im sitzen, das ging schon mal gar nicht. Als das Konzert anfing, sprangen sie sofort auf die Stühle. Das Publikum, das erst in der Schlange gestanden hatte und jetzt auf den teuren Stühlen saß, war empört. Als schließlich die ganze Horde nach vorne an den Bühnenrand lief, um mehr Platz zum Tanzen zu haben und als einige der Jüngeren mit dem Arm zum Hitlergruß gestreckt vor dem Sänger posierten, war das Maß voll. Aufruhr, Schubsereien, Fausthiebe, fliegende Stühle und die Polizei im Anmarsch. Madness waren über den Zwischenfall so verärgert, dass sie ihr Set beendeten. Die Bildzeitung schrieb am Montag :
"Rocker stürmten Alte Oper - Polizei rettet Rock-Nacht - 18jähriger festgenommen.
Frankfurt - Schlägerei bei der "Crazy Night" am Samstagabend in Frankfurts Alter Oper ! Bei dem Rockkonzert der Gruppe Madness stürmten plötzlich 30 Rocker der "Skinheads" den Saal, provozierten einen Tumult und warfen mit Stühlen. in 18jähriger wohnsitzloser Engländer wurde von der Polizei als Hauptkrawallmacher festgenommen. Konzertveranstalter Marek Lieberberg : Dieser polizeibekannte Schläger sollte schon mal ausgewiesen werden." Liederberg weiter : "Es war so schrecklich. Die Rocker stellten sich mit Sieg-Heil-Posen vor die Bühne und riefen : Heil Hitler ! Als Madness daraufhin das Konzert abbrach, wurden die Musiker als Judenschweine beschimpft!"

Marek Lieberberg, der große Boss hinter "Mama-Concerts", und sein Bruder David Lieberberg, der Leiter der "Jungen Oper Frankfurt", zwei große Namen im Deutschen Musikgeschäft, waren selber Juden. Es war verständlich, dass sie sich provoziert fühlten und dass ihnen bei dem Anblick eines gestreckten rechten Armes  die Haare zu Berge standen, aber es war ganz und gar unverständlich, warum sie sich der Presse gegenüber dermaßen unsouverän verhielten. Ein gefundenes Fressen für die Bildzeitung. Der Fall wurde in der Frankfurter Tagespresse maßlos hochgespielt und schlecht recherchiert. Den Journalisten fehlte jegliche Hintergrundinformation über die Szene.
Für die Erklärung der späteren Ablehnung der deutschen Musikindustrie gegenüber den B.O. war dieser Zwischenfall jedoch wichtig. Genauso wie R. Scheffler, hegten jetzt zwei weitaus einflussreichere Personen im Showgeschäft, dieLieberbergs, eine starke Abneigung gegen diese Frankfurter Band.

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