Sonntag, 31. Juli 2011

Religion


Wie eine ungekrönte Macht regierst du jedes Land
im Namen deines Vaters faltest schleimig du die Hand.
Deine Geschichte ist eine blutige Spur
du nennst es Glaube und führst Kriege dafür

Religion-Religion-Religion
nur ich bin nicht dein Sohn

In deinem Namen werden Menschen verbrannt
du Schizophrenie unter heiligem Gewand
ganz gleich wie du dich nennst, welchen Gott du gerade verehrst
es ist doch nur die Macht, die du begehrst

Sie sind alle deine Kinder
Religion
Nur ich, ich kleiner Sünder
ich bin nicht dein Sohn

Album
Kneipenterroristen (1988)
Lügenmarsch (1989)

So sind wir


Schon als Kindern war uns klar
jeder von uns wird ein Star oder Millionär
das ist doch auch nicht schwer
dem Alkohol nicht abgeneigt
war es für uns auch nicht leicht
mit seiner Hände Arbeit
wird man auch nicht gleich ein Scheich

So sind wir
das ist unser Leben
was kann es Schöneres geben
als ein Onkel zu sein

So vergingen all die Jahre
Spaß war da, doch fehlt das Bare
jeder Traum geht mal zu Ende
nur wir warten auf die Wende

Wir spielen bis ganz Deutschland singt
bis im HR 3 erklingt
böse Menschen, böse Lieder
Böhse Onkelz immer wieder

Album
Kneipenterroristen (1988)
Live in Vienna (1992)
Live in Dortmund (1997)
Gestern war heute noch morgen (2001)
Live in Hamburg (2005)

Nie wieder


Du weißt was es heißt, du kennst den Preis
in diesem Spiel, das Leben heißt

Mach dich bereit, es kommt die Zeit
in der du wissen musst wie´s weitergeht

Du hast den Dreck von der Gosse geleckt
du weißt wie Scheiße schmeckt
du hast die Straßen geseh´n
wie Freunde untergeh´n

Nie wieder, nie wieder, nie wieder
Letzter sein
Nie wieder, nie wieder, nie wieder
ganz unten sein

Du sahst es nicht ein
für Scheiß spert man dich ein
dies Signum trägst nur du allein

Album
Kneipenterroristen (1988)
Live in Vienna (1992)
Gestern war heute noch morgen (2001)
Live in Hamburg (2005)

Lack und Leder


Feuchte träume in der Nacht, mir ist furchtbar heiß.
Mein Laken ist ein Wäscheknäul, ich bade mich in Schweiß.
Die Dame in der Schattenwelt kenne ich sehr gut
Sie hat sich schon oft vorgestellt, so wie sie´s immer tut.

Lack und Leder, Lack und Leder,
Lack und Leder, Lack und Leder

Ein heißer Hauch aus ihrem Mund
weht singend mir ins Ohr
Ihr nackter Körper windet sich
am Boden zu dem Chor

Album
Kneipenterroristen (1988)
Live in Vienna (1992)

Ausrufezeichen


Album
Onkelz wie wir (1987)


Heut Nacht


Du sagst du willst fort von mir
doch jetzt bleibst du für immer hier bei mir
Heut Nacht, heut Nacht wirst du für immer bei mir sein
Heut Nacht, heut Nacht wirst du zu meiner Königin
Ich weß nicht mehr, wer und was es war
Ich weiß nicht mehr wie es geschah
Du musstest nicht sterben, du bist mein
denn nur der Tod kann ewig sein
Habe die Ehre

Album
Onkelz wie wir (1987)
Gestern war heute noch morgen (2001)

Schöner Tag


Mit Schnaps fängt der Tag gut an,
mit meinen Kollegen hab ich dann
den ganzen Tag im Rausch verbracht
Wir ham´ den Tag zur Nacht gemacht !

So ein schöner Tag ! So ein schöner Tag !
So ein schöner Tag ! So ein schöner Tag !

Zum Saufen braucht man keinen Grund,
ich steck die Flasche in den Mund !
2 Kasten Bier, ´ne Flasche Korn,
die Leber schreit, ich hab verlor´n !

Album
Onkelz wie wir (1987)

Samstag, 30. Juli 2011

Die Geschichte Teil 24 Onkelz wie wir

1987
Im "Singen und Tanzen", einem Duisburger Skinfanzine, nahmen die Onkelz erstmals schriftlich Stellung zu ihrem Ausstieg. In der Szene kursierten seit 86 die wildesten Splittgerüchte, denen Stephan und die Band jetzt entgegentreten wollten.
Stephan : "Ein für allemal : Die Böhsen Onkelz haben sich nicht aufgelöst. Ich weiß nicht, welcher Verrückte auf die Idee gekommen ist, dieses Gerücht in die Welt zu setzen. Es stimmt jedenfalls nicht . . .
. . . Wir hatten keine Lust mehr, uns in eine Ecke drängen zu lassen, aus der wir nicht mehr herauskommen. Wir wollten unseren Spaß haben, und das war zum Schluss nicht mehr möglich . . .
. . . für die Zukunft der Skinbewegung sehe ich einigermaßen schwarz. Zu viele Leute, die früher die Bewegung geprägt haben, sind verschwunden, zu viele Leute, die diesen Ruf nicht halten können sind dazugekommen . . . Wir brauchen uns von diesen Leuten nichts vorwerfen und schon gar nichts sagen lassen. Wir kennen die Sache. Die Skins, die von sich behaupten können, 4-6 Jahredazugehört zu haben, kann man an einer Hand abzählen . . ."
Ein weiterer Versuch der Band, sich 1987 öffentlich zu äußern und von der Skinheadszene zu distanzieren, war ein langes Interview, das der Soziologe M. Eberwein und der Ethnologe J. Drexler mit den B.O. Anfang Juni 87 im Rahmen eines Buchprojektes führten.

Das reguläre vierte Onkelzalbum, sollte "Die Böhsen Onkelz geben sich die Ehre" heißen. Diesen Namen verwarfen sie wieder und nannten die Scheibe "Onkelz wie wir". Obwohl der Vertrag mit Nowotny erst im Dezember 87 anlaufen sollte, kümmerte er sich eifrig um die Produktion dieses Albums und machte auch prompt die ersten Fehler. Die gesamte Gestaltung der Platte unternahm er im Alleingang. Die Ö-Striche im Wort Böhse auf dem Cover waren schlecht platziert und das Rose-Tattoo-inspirierte Foto war nicht abgesprochen gewesen. Alles in allem war die Platte dennoch ein Schritt nach vorne. Auch wenn manch alter Fan jetzt die "Dreckigkeit" in der Abmischung vermisste und "Onkelz wie wir" als zu "glatt" bezeichnete, tat der Wechsel ihnen gut.
Inhaltlich blieben die Songs dem Alkohol und der Gewalt treu. "Dick und Durstig" war ein Gassenhauer erster Güteklasse.

"Am Morgen danach" war die Schilderung eines üblen Katers.

So wie der Alkohol war auch die Gewalt gegenüber Kindern immer wieder ein geeignetes Thema für Stephan, um ein Lied darüber zu schreiben. "Der nette Mann" und "Ein Mensch wie du und ich" von den beiden ersten Alben erzählten bereits von Missbrauch und Perversion. Damit man sie nicht missverstand und damit die Leute von der Bundesprüfstelle auch etwas zu tun hatten, schoben sie gleich noch ein neues "Kunstwerk" dieser Art hinterher.

So wie ihre eigene Musik sich nun zum Heavy Metal entwickelte, änderte sich auch ihr persönlicher Musikgeschmack. Seit 86/87 gehörten Motörhead, D.R.I., S.O.D. und Nuclear Assault zum täglichen Musikkonsum. Um sich jedoch sofort über die langhaarige Headbangerfraktion hinwegzusetzen und um den Speedmetal auf´s Korn zu nehmen, schrieben Stephan und Gonzo das Instrumentalstück mit dem "Ausrufezeichen". Während der 2. Strophe konnte man Gonzo ins Mikro keuchen hören, der so tat, als wenn er außer Atem wäre und mit dem Spielen nicht mehr hinterher käme.
"Geht Eure Wege, Eure Wege allein . . .", war die letzte Nachricht an die deutschen Skins. Mehr konnten sie für ihre alten Fans nicht tun. Um die eigenen Erlebnisse zu verarbeiten und für alle Fans, die mit den Onkelz angefangen hatten und jetzt ebenfalls einen Wendepunkt in ihrem Leben erreicht hatten, schrieben die Onkelz diesen letzten Gruß :

So wie "Stolz" für viele Fans der Einstieg war, so war "Erinnerungen" für ebenso viele der Ausstieg. Die Band beurteilte die zurückliegende Zeit nicht als einen Fehler oder Irrtum, sondern als eine Erfahrung, als eine Etappe auf einem steinigen Weg. Für die Onkelz war ihre Skinheadvergangenheit damit erledigt.

Freitag, 29. Juli 2011

Erinnerungen


Hast du wirklich dran geglaubt
das die zeit nicht weiter geht
hast du wirklich dran geglaubt
das sich alles um dich dreht
man hat sich reichlich gehau´n
und nie dazu gelernt
viel alkohol, viel frauen
von der wirklichkeit entfernt

Ich erinner mich gern an diese zeit
eine zeit, die man nie vergißt
doch ich muss mein leben leben
meinen weg alleine geh´n
mach´s gut du schöne zeit
auf wiederseh´n

Hast du wirklich dran geglaubt
das die zeit nicht weiter geht
hast du wirklich dran geglaubt
das sich alles um dich dreht
es war nicht alles gold was glänzte
und doch, es war schön
es war nicht alles gold was glänzte
du trägst die narben der zeit
die nie vergeh´n

Album
Onkelz wie wir (1987)
Gehasst, verdammt, vergöttert (1994)
Live in Dortmund (1997)
Gestern war heute noch morgen (2001)
Live in Hamburg (2005)

Onkelz wie wir


Hast du auch schon mal mamas kleider probiert
vor´m spiegel in strapsen onaniert
bist du vizepräsident vom kindermörderclub
hast du als kind schon schwester´s puppen masakriert
hast du dir selbst hinter´s ohr drei 6er tätowiert
ist dein einziger freund ein gummipuppenkopf

Onkelz wie wir, die fantastischen vier
Onkelz wie wir, die fantastischen vier
Onkelz wie wir, die fantastischen vier

Jürgen bartsch heißt dein idol
du magst ihn lieber noch als alkohol
ist dein traumberuf auch kindergärtnerin


Onkelz wie wir, die fantastischen vier
Onkelz wie wir, die fantastischen vier
Onkelz wie wir, die fantastischen vier

Album
Onkelz wie wir (1987)

Am Morgen danach


Es gibt tage, an denen trinke ich ziemlich viel
leber ärgere dich nicht nenn´ ich dieses spiel
mein körper und ich führn´ dieses knallharte duell,
verlier´n tu nur ich und das merk´ ich ziemlich schnell

Am morgen danach geht´s mir immer furchtbar schlecht
ich hab´ die ganze nacht gezecht, mir ist schlecht
am morgen danach, nach diesem alkoholgefecht
bin ich immer noch bezecht, mir geht´s schlecht
und immer wieder schwöre ich es war das letzte mal
ich sag dann zu mir selbst ich rühr´ nie wieder etwas an
am morgen danach

Die übelkeit hat mich jetzt eingeholt
ich wünsche mir ich wäre tot
ich schließ´ die augen
alles dreht sich, ich bin voll
so voll und übergeb´ mich

Album
Onkelz wie wir (1987)

Donnerstag, 28. Juli 2011

Die geschichte Teil 23 - "Der nette Mann" wird verboten

Im August 86 flatterte ein Brief der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften ins Haus. Die erste Platte "Der nette Mann", so hieß es in dem Schreiben, werde in diesen Tagen einer eingehenden Prüfung durch eine Kommission unterzogen. Mehrere Landkreise hatten einen Indizierungsantrag gestellt, der jetzt überprüft werden sollte.
Später wurde oft behauptet, die Onkelz hätten bei der Indizierung aus Publicitygründen nachgeholfen. Das war gelogen. Das Verbot der ersten Platte kam für alle überraschend. Das letzte Schreiben Im September 86 bestätigte die Indizierung und landete prompt in der Mülltonne. Sie hatten sowieso nichts an dieser Platte verdient und außerdem existierte sie. Sie konnten ihr erstes Album in die Hand nehmen, es war inzwischen unsterblich geworden. Sollte die Bundesprüfstelle die Scheibe doch ruhig verbieten, dann würden eben keine mehr verkauft werden. Wen kümmerte das schon ? Dennoch hatten sie sich das Schreiben durchgelesen. Es war so lächerlich. Die hatten nicht einmal die Texte richtig verstanden. Die Indizierung der ersten LP war für die Band nicht mehr als ein schlechter Witz. Dass das Lied "Frankreich 84" zum Rassenhass aufstacheln sollte, empfanden sie als eine Unterstellung. In dem Schreiben wurde deutlich, dass viele Texte nicht richtig verstanden worden waren und dass man nachträglich rechtes Gedankengut hineingedichtet hatte, weil man aufgrund der eigenen Voreingenommenheit und Unkenntnis, rechtes Gedankengut in den Liedern vermuten musste. Neben den falsch verstandenen Worten, gab es ganze Sätze wie ". . . zerschlagt den anderen das dumme Gesicht . . .", die die Antragsteller, in Ermangelung der richtigen Texte, frei erfunden hatten. Auch war das Lied "Der nette Mann" niemals als Aufforderung zum Kindermord gedacht, das Gegenteil war der Fall. Als sie das Schreiben der Bundesprüfstelle lasen, gab es viel Gelächter. Lustig war auch, dass bei all dem angeblichen "Rassenhass" und bei all dem "verdeckten nationalen Gedankengut", das man ihnen unterstellte, das "Deutschlandlied" unbeanstandet die Zensur passierte. Das einzige Lied, in das man ein Nationalgefühl hätte hineininterpretieren können, wurde mit keinem Wort erwähnt.

Egoldt war die Band los. Das hieß jedoch nicht, dass er nicht frei über die Songs und Texte der ersten drei Aufnahmen verfügen konnte. Um weitere Umsatzträger zu schaffen, hatte er eine Compilationreihe gestartet. Auf dem zweiten Album dieser Serie, "No Surrender! Vol.2, European Oi-Compilation" waren die B.O. mit "Ich mag" und "Hässlich" vertreten, Abfallprodukte der ersten R.O.R.-Aufnahme. Damit das ganze auch in die profitbringende rechte Richtung wie, waren außer den Frankfurtern noch eine Handvoll Französischer, Deutscher und Englischer Hardcore-Faschokapellen auf diesem Sampler zu hören. Diese Veröffentlichungen geschahen hinter dem Rücken der Band. Sie hatten weder ihre Einwilligung gegeben, noch verdienten sie an ihren Platten auch nur eine müde Mark. Dass die B.O., wie später behauptet wurde, über all die Jahre an den rechten Machenschaften des Herbert Egoldt mitverdienten, war erfunden. Außer dem Scheck über 4000 Mark für den "netten Mann" hatte es nie wieder eine Auszahlung von Egoldt gegeben.

Dick und Durstig


Was sind schon 120 kilo, 120 kilo
was sind schon 20 flaschen bier,
20 flaschen bier
wir sind dick, dick und durstig
wir sind dick, dick und durstig
wir war´n schon immer etwas kräftig,
etwas kräftig
am tresen fühl´n wir uns zu haus
schnaps und bier
wir sind dick, dick und durstig
wir sind dick, dick und durstig

Album
Onkelz wie wir (1987)
Live in Dortmund (1997)

Mittwoch, 27. Juli 2011

Die Geschichte Teil 22 - Trimmi wird der beste Freund der Onkelz

Anfangs, als Kevin sich Farbe und Nadeln besorgt hatte und damit in Frankfurt herumdokterte, war Alf Diamond zu ihm gekommen und wollte ihm sein Werkzeug abnehmen. Alf wurde hysterisch, wenn er hörte, dass irgend jemand auf eigene Faust zu tätowieren begann. Die Onkelz waren gute Kunden. Stephan hatte sich von Alf im letzten Jahr eine Ratte mit Totenschädel auf den linken Oberarm stechen lassen, und eine Seeschlange umspült von tosender Brandung auf den rechten Oberarm war in Arbeit. Kevin trug unter dem gekreuzigten Skinhead auf seiner Brust einen verschnörkelten Böhse Onkelz Schriftzug, den Alf gestochen hatte und der sich über seinen ganzen Bauch spannte.
Alf erkannte sofort, welches Talent in Kevin schlummerte, und dass sich Kevin vermutlich schnell als gefragter Tattooartist etablieren würde. Nichts lag näher, als der Gedanke daran, ihm einen Job zu geben. Alf zog mit seinem Laden nach Sachsenhausen und schon sehr bald war Kevin eine feste Frankfurter Tattoogröße geworden. Kevin war jetzt streckenweise glücklich. Nicht nur war er einer der Härtesten, nicht nur war er der Sänger der Böhsen Onkelz, der geilsten Band des Universums, er war auch Tätowierer in einem angesagten Frankfurter Studio. derjenige, der all den anderen Härtnern die Bilder auf den Körper piekste. Männern und Frauen, Hooligans, Asis, Normalos, Skins und manchem beinharten Rocker. Von allen erntete er Akzeptanz und Respekt. Ein Tätowierer, wenn er einen guten Ruf genoss, war jemand mit dem man nicht dumm rummachte. Tätowieren war eine ernste Sache, eine Kunst, und ein Tätowierer war ein Künstler. Jetzt konnte er sich zusammen mit Moni eine Wohnung suchen. Die Weberstr. 28 im Frankfurter Nordend wurde das neue zu Hause von Kevin und Moni. Keiner ihrer Freunde hätte sich zu diesem Zeitpunkt vorstellen können, was für Tragödien sich noch in dieser Wohnung abspielen sollten.

Gonzo und Stephan prügelten sich weniger. Sie hörten allmählich damit auf, in jedem Menschen einen potentiellen Feind zu sehen. Ihre sozialen Kontakte verschoben sich ebenfalls. Kuchen und die anderen Skins verschwanden aus dem Bekanntenkreis und die Kneipen änderten ihre Namen. Hanim´s Pinte hatte als Treffpunkt ausgedient. An seine Stelle traten Kneipen in Sachsenhausen, das "Schöppchen" und das "Speak Easy".
In einer dieser Kneipen traf Kevin auf Andreas Trimborn. Dieser Typ war der witzigste Mensch, dem Kevin je begegnet war. 19 Jahre alt, langhaarig und gut gelaunt. Seine Freunde, von denen er unzählige zu haben schien, nannten ihn entweder Andi oder Trimmi. Er arbeitete bei Elektro-Fuchs und sogar sein Chef und seine Kollegen liebten ihn. Trimmi war so unbeschreiblich komisch, dass Kevin ihn gern haben musste. Wenn Trimmi loslegte, dann lispelte er irgendetwas total Trockenes in tiefstem hessisch daher und war dabei so liebenswürdig und freundlich, dass er grundsätzlich eine kleine Gruppe von Lachern und Fans um sich herum stehen hatte. Als Trimmi schließlich auf Stephan und Gonzo traf, waren die schon vorgewarnt gewesen. Kevin hatte ihnen mehr als einmal von ihm erzählt. Die persönliche Begegnung übertraf ihre Erwartungen jedoch bei weitem. Stundenlang hatten sie mit Trimmi im Park gesessen, Bier getrunken und sich vor Lachen fast übergeben. Trimmi war einer von den Menschen, die man sofort in sein Herz schloß. Trimmi wurde schnell zum besten Freund der Onkelz, und war ab 1986 Kevins ständiger Begleiter.

Dienstag, 26. Juli 2011

Die Geschichte Teil 21 - England

1986
Der Ausstieg der Band vollzog sich über die Jahre 85 und 86. Nicht wenige Altglatzen folgten dem selben Impuls.
Stephan und Gonzo weigerten sich, ihre Haare noch einmal schneiden zu lassen und Pe blieb mit seiner  Frisur irgendwo zwischen Kannisterkopf und Prollbürste hängen. Kevin erkannte zwar die Gefahr, die darin lag, wenn man sie als Band noch weiter in die rechte Ecke drängte, wollte aber dennoch bei seiner Glatze bleiben. Niemand in der Band zwang ihm eine Entscheidung ab. Dass die B.O. sich und ihre Musik begrenzten, wenn sie noch länger für eine kleine Gruppe von Fanatikern rockten, war auch ihm klar. Gonzo und Stephan hatten die Schnauze gestrichen voll. Es erschien ihnen geradezu lächerlich hart zu sein, um der Härte willen. Sie waren hart genug, jeder von ihnen. Den Nachweis mussten sie nicht täglich auf`s Neue erbringen. Jedes Bier, über das sie sangen, hatten sie getrunken und jede Schlägerei selbst erlebt. Jedes Gefühl von Sieg oder Niederlage, der ganze Hass, die Härte, der Dreck und all die Kotze und das Bier, das war von ihnen bereits vertont worden. Und wenn die Härte jetzt nur noch darin lag, rechtsradikal zu sein und immer mehr Skinheads dazu kamen, die von Tuten und Blasen keine Ahnung hatten, dann war es auch keine Bewegung, der sie noch länger angehören wollten.
Im November rief Steve Reeve (Sänger von Indescent Exposure) bei Stephan an. Er hatte für sie einen Gig klar gemacht, sagte er. Wenn sie wollten, könnten sie nach London kommen und am 17.12.85 in einem kleinen Pub spielen. Wenn sie wollten ? Klar wollten sie. London, Mutterstadt aller Jugendkulte. Sie hätten alles dafür gegeben, einmal in London zu spielen. Sie flogen am 16. Dezember. Bei DanAir gabs´s für 260 Mark ein Wochenendticket, und weil es so günstig war, hingen sich die Rüsselsheimer Skinheads gleich hintendran. Zu siebt bezogen sie ein Hotel in der Londoner Innenstadt und fingen sofort an zu saufen. In der Nacht warf Kevin einen Fernseher aus dem Fenster des Hotels. Einmal, weil kein Sender zu finden war und er nicht wusste, dass es in England kein Nachtprogramm gab, und zum anderen, weil jeder Rockstar, der etwas auf sich hielt, schon mal einen Fernseher aus einem Hotelfenster in London geworfen hatte.
Am Samstag Abend trafen sie sich mit Steve. Der Pub, in dem sie spielen sollten, hieß "No 5". Das Konzert sollte um Acht beginnen. Neben den regulären Pubbesuchern hatten sich 30 - 50 englische Skins eingefunden. Die Stimmung in diesem Pub war anders als in einer Kneipe in Deutschland. Es fiel einem sofort auf, dass die Skins ein fester Bestandteil der sozialen Ordnung in diesem Viertel waren. Das waren Jungs aus der Nachbarschaft, deren Väter wahrscheinlich an der Theke standen. Alle lachten, tranken und brüllten durcheinander und die Onkelz spielten ihre Lieder dazu und alle hatten Spaß. Von Steve hörten sie danach nie wieder etwas.

Die Rüsselsheimer Skins organisierten zusamen mit dem Eintracht Fanclub "Opel-Presswerk" ein Onkelz-Konzert im Frühjahr 86. Als Konzerthalle diente eine alte katholische  Pfarrei. Für Priester der Gewalt also genau der richtige Ort. "Rüsselsheim 86" war das erste und für eine lange Zeit auch das letzte Konzert vor einem gemischten Publikum. 1986 war nicht nur für die B.O. das entscheidende Jahr. Es gab zahlreiche Glatzen, die ähnlich dachten und sich in der Szene verraten fühlten. Die vielbesungene Einigkeit war längst zerbrochen.

Montag, 25. Juli 2011

Die Geschichte Teil 20 - Offizielles Ende der B.O. als "Glatzenband"

Gonzo und Stephan waren zwei Menschen, die ständig ihre Werte hinterfragten und gerne überprüften, ob das, was gestern galt, heute noch von Bestand war. Den Punk hatten sie über Bord geworfen, als er anfing zu faulen, aus Oi war der Patriotismus gewachsen, der in der Szene zu einem gefährlichen Nationalismus geworden war, mit dem sie nichts mehr zu tun haben wollten. Fußballgewalt war ihnen unwichtig geworden und der Skinheadszene mussten sie jetzt dringend den Rücken kehren, um nicht auf der Stelle zu treten. Die Gewalt war zu etwas Erzwungenem geworden, zu etwas, das einem abverlangt wurde und das zum Überleben notwendig war. Ausgedrückt in einem Lied, hieß das : "Gesetze der Straße".

Der November 85 brachte ein weiteres Skinheadkonzert in Berlin und das offizielle Ende der B.O. als "Glatzenband".
Die Berliner Szene, von der man wusste, dass sie ein starkes rechtes Gefälle aufwies, hatte erneut zum "Kameradschaftsabend" geladen. Diesmal waren gut 200 Kahlköpfe zusammen gekommen und forderten lautstark "Onkelz, Onkelz". Das Gebrüll der Zuschauer während des letzten Bunkerkonzertes war verhalten gewesen. Der Spaß hatte noch im Vordergrund gestanden. Bei diesem Gig jedoch gingen schon zu Beginn der Show die Arme zum Hitlergruß in die Luft. Die Hardcore-Szene hatte eigentlich schon seit Lübeck keinen Bock mehr auf die Onkelz, weil sie ihnen nicht "rechts" genug waren. Außer Kevin hatte niemand mehr eine Glatze. Das hielt die Berliner allerdings nicht davon ab, jedes Lied mitzusingen. Die Band konnte nie den richtigen Draht zu den Skins finden. Auch Stephan trank wie ein Loch und prügelte, wenn er sich angegriffen fühlte, aber dennoch war ihm die rechtsradikale Argumentation zu primitiv. Vor der winzigen Bühne tummelte sich ein Haufen der brutalsten Berliner Glatzen. Eine grölende Ansammlung volltrunkener Härtnerskins, die sich umarmten und immer einiger und synchroner skandierten. "Deutschland den Deutschen - Ausländer raus". Stephan machte gute Mine zum bösen Spiel, aber die "Ausländer-Raus" - Rufe und die erhobenen rechten Arme waren für ihn ein Schlüsselerlebnis.
Der Skinheadkult war tot. Die junge Arbeiterklasse hatte ihre Seele verkauft, als sie damit begann auf sozial Schwächere rumzuhacken, anstatt sich weiterhin gegen die Autoritäten aufzulehnen. Dieser Teil der Jugend war am äußersten rechten Rand der Rebellion angelangt, und trotz all ihres Stolzes und ihrer vermeintlichen Vorliebe für Gerechtigkeit, hatten sie wieder einmal dem Teufel den Arsch geküsst.

Von Glas zu Glas


Neulich traf ich eine frau
sie war nicht schön
doch ich war blau
und wir kamen ins gespräch
doch nur reden wollt´ sie nicht
ich sah ihr ins gesicht
und plötzlich war mir alles ganz egal

Von glas zu glas wird sie immer schöner
von glas zu glas sieht sie immer besser aus
also los prinzessin, schluß mit dem gerede
komm doch bitte mit zu mir nach haus

Eines morgens wach ich auf
traute meinen augen nicht
was lag da neben mir
ich griff vor lauter frust
gleich wieder zu meinem suff
und trank ganz schnell mal 1-2-3-4 bier

Album
Onkelz wie wir (1987)

Bomberpilot


Über den wolken fühl` ich mich wie zu haus
ich such mir hier oben die schönsten plätze aus
ich weiß es ist gemein
doch die welt ist viel zu klein
also laßt euch bombadieren, bombadieren

Ich bin bomberpilot, bringe euch den tod
ich bin bomberpilot, bomberpilot

10 000 meter hoch, schneller als der schall
schaue ich meinen bomben nach
und warte auf den knall
verwüsten und zerstören ist alles was ich kann
und seh´ ich was, was mir gefällt
fang´ich zu bomben an

Album
Onkelz wie wir (1987)

Falsche Propheten


Ganz egal wie er auch heißt
jeder gott hat seinen preis
ich geb´meinem leben einen sinn
und geb´mich ganz den onkelz hin

Die zehn gebote lassen uns kalt
nur leere worte, wir sind priester der gewalt

Liebe onkelz, macht mich fromm
euer wort will ich verkünden
ich rauf´nur noch, ich sauf nur noch
nur für euch will ich noch sündigen

Onkelz und bahgwahn, falsche propheten
glaubt an euch selbst, hört auf zu beten
befreit eure hirne vom falschen schein
geht eure wege, eure wege allein

Album
Onkelz wie wir (1987)

Die Geschichte Teil 19 - Live aus dem Alabama

Im August 85 rief der Bayerische Rundfunk bei Stephan an. Für den 9. September war eine Fernsehausstrahlung aus der Reihe "Live aus dem Alabama" geplant. Das Thema der Sendung hieß "Ausländerfeindlichkeit", und die B.O. wollte man als Deutschlands bekannteste Skinheadband dabei haben. Stolz war in eine schnelle Pogoversion umgeschrieben worden, und jeder in der Band war total ausgeflippt, als sie darüber sprachen zum ersten Mal im Fernsehen aufzutreten und den Leuten vor dem Bildschirm ihre Art von Stolz um die Ohren hauen zu können. Erst am Nachmittag vor der Sendung wurden die Onkelz von der Aufnahmeleitung in München darauf hingewiesen, dass sie sich an der Diskussion beteiligen sollten und als Studio-Talkgäste fest eingeplant waren. Für Stephan und Kevin bedeutete das in erster Linie, dass sie gezwungen waren, Stellung zu beziehen, und dass ihnen ein Kampf bevorstand. Der Auftritt, das war jetzt auch der Band klar, war nur der Aufmacher und der Einstieg in die Diskussion über Ausländerfeindlichkeit. Als die Band ihren Song spielte, lief der Text über den unteren Bildschirmrand. bereits hier hatten sich die ersten Recherchefehler eingeschlichen. Dort wo es im "Stolz"- Song hieß : ". . . Shermans, Braces, Jeans und Boots . . .", hatten die Fernsehleute ". . . Jeans und Blut . . . " verstanden. Aus "Deutschlandfahne" wurde "Deutschland vorne" und die Zeile mit ". . . Du hörst Onkelz wenn du zu hause bist . . ." wurde ganz vergessen.
Dann ging es los. Stephan wurde als Kleintransportunternehmer von 22 Jahren und Kevin als Ex-Matrose von 21 vorgestellt. Gonzo und Pe durften nicht teilnehmen, damit es kein Übergewicht in der Runde gab.
Stephan und Kevin wurden schnell als Musterbeispiele des deutschen Proletarismus hingestellt, noch schneller, als klar wurde, wer ihre beiden ausländischen Gesprächspartner waren. Efkan, ein 22jähriger Türke, der seit 21 Jahren in Deutschland lebte und Irini, eine griechische Abiturientin von 22 Jahren, die schon in Deutschland geboren war. Gebildet, voll integriert und fotogen hatten die beiden nur wenig gemeinsam mit den Ausländern, von denen Stephan und Kevin redeten. Kevin und Stephan mussten herhalten als Ausländerfeinde.

Im Herbst saßen die Onkelz wieder im MTV-Studio und diskutierten mit Lotzi über ihre Zukunft. Wenn sie schon eine letzte Platte für Egoldt machen mussten, dann höchstens eine Mini - LP mit 6 Stücken und danach musste dringend eine neue Plattenfirma gefunden werden. Mit Egoldt waren sie fertig. Bis jetzt hatte er sie nur über den Tisch gezogen. Während der Aufnahmen tauchte Ingo Nowotny auf, der war der Inhaber des "Metal Enterprice" - Label, auf dem er mit schlechten und superschlechten Heavy - Metal - Bands den deutschen Markt belästigte. Nowotny kaufte alle Rechte an den Bandübernahme-Vereinbarungen und versprach, im nächsten Jahr eine Managerfunktion zu übernehmen. Jetzt musste aber erst noch die 3. LP für den verhassten Egoldt fertig gestellt werden. Zwei neue Songs erzählten von Sex und Suff. Das Titelstück des 3. Albums "Mexico" war ein Stadion-Knaller. Ein Lied, das sich hervorragend zum Mitgrölen eignete und das Stephan für die Fußball-WM im nächsten Jahr geschrieben hatte. Die Lust auf Fußballrandale war ihm jedoch vergangen. Seit dem Sommer 85 stand Stephan in einem anderen Block oder saß mit einem Bier und ein paar Freunden auf der Gegentribüne des Waldstadions. "Mexico" war als reines Spaßlied gedacht, und von der Brutalität der frühen Fußballsongs fehlte hier jede Spur.

Donnerstag, 21. Juli 2011

Buch der Erinnerung


Ich lese im buch der erinnerung
ich hör mich lachen
mein leben war ein spiel
erzählt von einem narren
ich wusste nicht immer was ich will
doch ich wusste wie ich`s kriege
ich nahm es leicht auch wenn es härter kam
es war ein setzen, ein setzen neuer ziele

mein leben war oft wie ein spiel
wie `ne lange reise ohne ziel
eine suche nach dem, der ich bin
eine suche, die suche nach dem sinn

mein leben war ein buch
ich musste es nur schreiben
 ich wollte alles oder nichts
ich musste mich entscheiden
das leben war die antwort
und ich stellte viele fragen
und dieses endlose geheimnis
hatte unendlich viel zu sagen

Album
Heilige Lieder (1992)
Live in Hamburg (2005)

Sonntag, 17. Juli 2011

Die Geschichte Teil 18 - Böse Menschen-böse Lieder

1985
Neun Monate nach dem "netten Mann", im Februar 85, waren die Onkelz wieder im MTV-Studio gebucht. Egoldt hatte angerufen und die Produktion der zweiten LP angeleiert. Obwohl die B.O. noch kein Geld für die erste Platte bekommen hatten, waren sie begeistert. Eine eigene Platte in den Händen zu halten, war das Größte, eine zweite Platte zu machen das Allergrößte. Bis auf Kevin hatten sie sich die Haare ein Stück wachsen lassen und die Hosenträger abgelegt. Fred Perry Hemden waren out und ihre Docs trugen sie nur noch ab und zu. Die starren Regeln innerhalb der Skinheadszene, in Verbindung mit dem dümmlichen Faschogeschwätz einiger Hamburger und Berliner, kotzten sie an. Vorschriften, ob es nun um Klamotten  oder politische Ansichten ging, waren für Stephan, Gonzo und Pe inzwischen unannehmbar geworden. Kevin konnte seine Skinheadidentität nicht einfach abschütteln. Der Kult war für ihn die einzige Möglichkeit, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten. Der Ex-Matrose lebte auf einer Insel, in einem Gefühlsreservat. Seinem düsteren Elterntrauma, den Abweisungserlebnissen während seiner Kindheit und der daraus resultierenden Blockierung stand der Zwang zum Ausgleich gegenüber. Das drückte sich in seiner Tattoobesessenheit und seiner Neigung zu Gewalt gegenüber Anderen aus. Kevin neigte zu schlimmen Ausschweifungen, das wurde immer deutlicher. Wenn er sich prügelte, dann blutig und extatisch und ohne Erbarmen. Wenn er soff oder schnüffelte, dann so, als wollte er sich umbringen.
"Böse Menschen - böse Lieder", die zweite Produktion der Onkelz sollte beim "netten Mann" anknüpfen. Die Themen waren mehr oder weniger diegleichen. Allerdings waren der anfängliche Patriotismus und die Euphorie für das Vaterland schnell verpufft. Stephan war inzwischen der Meinung, dass es sich nicht lohnte auf ein Land stolz zu sein, das die Probleme seiner Jugend nicht ernst nahm. Auf dem 2. Album der Onkelz gab es kein Lied mehr, das sich mit dem Thema "Deutschland" beschäftigte.

"Signum des Verrats" hatten sie für Mitläufer aller Art geschrieben und für diejenigen, die ihre Ideale und ihren Stolz an die Politik oder an irgendjemand anderen verkauften. In den Fußballstadien, den Kneipen und an den Treffpunkten der Skins tauchten immer wieder Scheitelträger auf, verteilten rechtes Propagandamaterial und versuchten sich beliebt zu machen. Ebenso ließen sich Journalisten vom Stern, Spiegel und der Bildzeitung blicken und stellten Fragen über Politik und Rassismus. Gerne legten sie den Jugendlichen die Worte in den Mund oder sie spekulierten sich ihre Artikel zusammen. Die B.O. hatten sich weder von links, noch vom Kommerzpunk oder der neuen deutschen Welle einfangen lassen. Nun erneut mitansehen zu müssen, wie das, was man mitaufgebaut hatte nach rechts abglitt, war schmerzhaft. Es gab einige Angebote von rechtsradikalen Parteien und Verbänden an die B.O. Sie wurden mehrmals gebeten, gegen eine angemessene Gage auf Grillfesten und Kundgebungen zu spielen, aber jedesmal lehnte die Band dies Anfragen einstimmig ab. Niemals würden sie mit Linken, Rechten oder Scheitelträgern gemeinsame Sache machen und sich vor den Karren einer Partei spannen lassen. In einer Zeit, als ihnen die deutsche Skinheadszene zu Füßen lag und ihr Einfluß auf die Glatzen groß war, weigerten sie sich, für rechte Parteien auch nur eine Note anzuschlagen. Auch das sprach sich herum. Den Medien, die alle Skins immer wieder in einen Topf warfen und von nichts eine Ahnung hatten, widmete die Band das Lied "Hässlich, brutal und gewalttätig.
Im August 85 fand ein großes Skinhead Open-Air Festival in der Nähe von Lübeck statt. Open-Air bedeutete in diesem Fall, dass sich eine Menge von rund 600 Glatzen mit Anhang vor einer winzigen Bühne zusammendrängte. Für die Onkelz war es die 2. Show, seit sie im vorletzten Jahr in Berlin waren. Ihr Ruf als angesagte Skinheadband, hatte sich im Laufe der letzten Monate noch gefestigt. "Böse Menschen - böse Lieder" war seit Mai im Handel. "Der nette Mann" war zum Meilenstein in der Szene geworden und die Erwartungen des Publikums waren entsprechend hoch.
Mit seinem Motörhead T-Shirt und seinen Turnschuhen verstieß Gonzo am brutalsten gegen die strengen Klamottenregeln der Skins. Gonzo, der noch vor einem Jahr mit Haut und Haarendem Kult anhing, hatte keine langen Erklärungen gebraucht. Er hatte selber gemerkt, in welche Richtung die Skinheadszene marschierte. Die Grundlage seiner Musik aber war stark und vielschichtig. Gonzo beherrschte sein Instrument auf jede erdenkliche Art.Stephan war ein scharfer Beobachter und durchaus in der Lage, das, was er sah, in prägnanten Versen zu beschreiben. Vorgetragen von Kevin, entfesselten diese Reime erst ihre Kraft.Kevin verkörperte den Onkel par exellence. Tätowiert bis zu den Schultern, glatzköpfig und mit ungebremster Energie sprang er herum.Schnell und hart röhrte er die Worte in das Mikro. Kevin gab jedem Zuschauer, das wofür er gekommen war. "Fußball und Gewalt", "Signum des Verrats", "Heute trinken wir richtig", "Hass", "Stolz", "Deutschland", "Der nette Mann" und das neue Stück :

Wenn einer ein Tier sein und darüber singen konnte, so war es Kevin. Er war fähig, das wilde Monster aus sich herauszuholen. Seine ganze erschreckende Brutalität legte er in diese eineinhalb Stunden und gewährte den Skins einen kurzen Einblick in sein inneres Durcheinander, seine ganz persönliche Hölle. Die Kombination von Stephans Intellekt, von Kevins Vortrag, Gonzos Virtuosität und Pe`s Schlagzeugspiel ergaben eine einzigartige  und explosive  Mischung. Das Konzert verlief friedlich. Die Onkelz wurden nach diesem Konzert in einigen Skinheadfanzines, die die Band vorher in den Himmel gehoben hatten, als uncool und zu "Heavy Metal" bezeichnet.
Die eigene Szene begann die Band in den Schmutz zu ziehen.

Freitag, 15. Juli 2011

Die Geschichte Teil 17

Der "Frankreich Überfall" im Juni 84 gestaltete sich anders, als geplant. In Straßburg schwappten Stephan, Pe und Kuchen zwischen einer gewaltigen Horde von Hooligans und Fußballasis hin und her, und als leicht zu erkennende Skins bekamen sie vor dem Mainaustadion von den Bullen noch ein paar Extrakopfnüsse. Die Eintrittskarten wurden ihnen abgenommen und es blieb ihnen nichts anderes übrig, als an die Mittelmeerküste zu fahren. Dort am Strand sprachen Pe und Stephan zum ersten Mal über etwas, das sich erst seit den letzten Wochen bei ihnen bemerkbar gemacht hatte. Ein Gedanke, der langsam aber stetig in ihnen wuchs, bis er reif dafür war, ausgesprochen zu werden.
"Es fängt an zu nerven . . . alles fängt an zu nerven. Scheiß drauf.
Scheiß auf Fußballrandale und auf die Hooligans.
 Scheiß auf Hosenträger und Klamottenregeln.
Scheiß auf alles, nur nicht die Band."
Gonzo hatte seine Zeit bei der Marine mit 14tägigen Aufenthalt im Marinegefängnis abgeschlossen. Ein Disziplinarverfahren wegen Kameradenmißhandlung hatte ihn am Ende dorthin gebracht, weil er einem Frischling, der mit seiner Weigerung einen Gang zu kehren, dafür gesorgt hatte, dass die gesamte Mannschaft ihren Freitagabendzug nach Hause verpasste, eine Ohrfeige gegeben hatte. Es war eine weitere disziplinarische Maßnahme gegen ihn, eine von vielen, die ihm den Ausstieg aus dem Soldatenleben nur noch leichter machte.

Die Arbeit an Bord und an Land, hatte Kevin mächtig in die Breite gehen lassen. Er war zu einem großen, feisten Aggro Skin herangewachsen. Tätowiert und leicht reizbar, die Sorte, der man besser aus dem Weg ging. Kevin war Skinhead und wollte es auch bleiben. Er und Gonzo hatten sich neue Tattoos stechen lassen. Einen gesichtslosen, gekreuzigten Skinhead in Jeans mit Hosenträgern und aufgekrempelten Hemdsärmeln, trugen sie auf ihrer Brust.
Seit dem Spätsommer 84 war Kevin auf einem anderen Schiff unterwegs, wo er mit einem türkischen Arbeitskollegen in Streit geriet. Ein Wort gab das andere, bis Kevin ihm einen Arschtritt gab. Er war in den letzten Monaten wiederholt mit sämtlichen Mitgliedern der Schiffsbesatzung aneinander geraten und dieser Arschtritt war der letzte von vielen Zwischenfällen. Er musste noch am gleichen Tag seinen Seesack packen und verschwinden.
Kevin war am Ende. Wut und Hass gegen jeden, tödlicher Weltschmerz und bizarre Alpträume waren seine ständigen Begleiter. Die Vorstellung, zu seiner Mutter zurückkehren zu müssen, war wie ein Schlag ins Gesicht. Es war, als wenn er wieder ganz von vorne anfangen müsste. Von Antwerpen aus fuhr er nach Frankfurt und klingelte bei Moni. Stephans Schwester wohnte seit einiger Zeit mit ihrer Mutter zusammen. Sie hatte den Schulabschluss versäumt und kochte auf kleiner Flamme. Ihr Vater hatte sie bedroht, wenn sie zum Sozialamt ginge und die herausfänden, dass er für seine Familie keinen Pfennig Unterhalt zahlte, dann würde sie es bereuen. Also schlug sie sich mit Jobs durch, ging putzen und war ohne Freund. Moni war eine sensible junge Frau von 20 Jahren. Die Briefe, die Kevin ihr geschrieben hatte, und seine Zeichnungen hatten sie tief aufgewühlt. Sie hatte ihn während der letzten Jahre schmerzlich vermisst, hatte viel an ihn denken müssen und beständig darauf gehofft, dass sie noch einmal zusammen sein könnten.

Donnerstag, 14. Juli 2011

Die Geschichte Teil 16

Stephan war ebenfalls aus innerster Überzeugung Skinhead geworden. Er stand permanent mit dem Rücken zur Wand. Grundsätzlich betrachtete er jeden Menschen zunächst einmal als Feind. Etwas drängte Stephan beständig zum Ausdruck und die Kreativität, die ihn trieb, konnte sich nur über Konfrontation entwickeln. Das Sendungsbewusstsein, dass er als 20jähriger an den Tag legte, war mehr Selbstverteidigung als alles andere. Sein wachsendes Nationalgefühl, sein übertriebener Patriotismus und seine Gewalt, waren nur die Fassade vor einer chronischen Revierangst. Der Skinheadkult und vor allen Dingen die Band war für ihn die einzige Möglichkeit, weiterhin das auszudrücken, was er fühlte, ohne dabei auf jemanden Rücksicht nehmen zu müssen. Das gleiche galt für Gonzo, nur war Gonzo nicht so jähzornig wie Kevin und Stephan. Das unbeschreibliche Gefühl von Skinheadidentität, hatte jedoch auch ihn eine zeitlang im Griff. Und Pe war Skinhead, weil er es als seine Pflicht empfand, mit seinen Freunden und der Band den gesamten Weg gemeinsam zu gehen.
Außer "Stolz", "Vereint" und "Freitag Nacht", hatten die B.O. 11 neue Stücke geschrieben.Stephan war über sich hinaus gewachsen und hatte allen Alkohol, der ihm zu dieser Zeit durch den Kopf ging in die Feder fließen lassen, "Alkohol" und "Freibier" waren zwei reine Sauflieder. So eindeutig, wie diese zwei Lieder, waren auch "Frankreich 84" und "Fußball und Gewalt". Sie drückten haargenau die Stimmung aus, wie sie von den Jugendlichen im Stadion empfunden wurde.

Die B.O. hatten einen einfachen einseitigen Vertrag über 3 LPs mit Egoldt abgeschlossen, in dem sie die Rechte an den Songs auf Lebzeiten an ihn abtraten. Egold wollte eine Auflage von 1000 Stück finanzieren, und für jede verkaufte Platte sollten sie eine Mark erhalten. Wieviele Exemplare des "netten Mannes"  seit erscheinen verkauft wurden, ließ sich nicht feststellen. Egoldt war schwer erreichbar und war niemals richtig in Erscheinung getreten. Telefonate brachten nichts ein, und im MTV-Studio während der Aufnahmen hatte er sich nur ein einziges Mal blicken lassen. Klein, dicklich, mit Loddelbart, "Gitarren lauter, Gesang leiser" , hatte er gesagt und war wieder verschwunden.
Die Resonanz der Szene auf die Platte war gewaltig. Das Titelstück "Der nette Mann" war ein Lied über einen Kindermörder. Gewalt gegen Kinder oder Frauen anzuwenden, war in Skinheadkreisen verpönt und bedeutete einen großen Imageverlust. Die zentralen Aussagen des Liedes waren die, dass Kindermörder und Kinderficker "perverse Schweine" waren, dass es sich dabei oft um nette Männer aus der Nachbarschaft handelte und dass jeder ein Kindermörder sein konnte, sogar der eigene Vater. Dieses Lied war nicht als Aufforderung zum Kindermord gedacht, das war eindeutig und wurde in der Szene auch nicht so verstanden.
Das Lied "Deutschland" drückte das wachsende Nationalgefühl der Bandmitglieder aus, das unter dem Einfluss der rechten Parteien die gesamte Szene und auch die B.O. erfasst hatte. Dieser Song erlangte in der Skinheadszene Ausschließlichkeitscharakter und galt als beispiellos. Nie zuvor hatte eine junge Band in Westdeutschland es gewagt, einen solchen Text zu schreiben, in dem zwar die Zeit von 33 - 45 als "zwölf dunkle Jahre" bezeichnet wurde, das aber ansonsten vor Patriotismus nur so strotzte. Der melancholische Einstieg der Gitarren, Kevins heisere treibende Stimme und das hypnotische Solo von Gonzo nach der 2. Strophe gaben dem Lied etwas, das von so tief innen herauskam, dass es den Skins in Deutschland reihenweise die Gänsehaut über den Körper jagte. Der Tabubruch lag in der Zeile "wir sind stolz darauf, Deutsche zu sein". Ein Stolz, der in sich auch die dreiste Ablehnung von Schuld trug. Die Band drückte in diesem Lied die Zurückweisung einer Schuld aus, die ihnen als Heranwachsende von der älteren Generation auferlegt wurde. Wer als Deutscher in Deutschland aufwuchs, war automatisch mitschuldig, so lautete der allgemeine Konsens. Als die Onkelz das "Deutschlandlied" vertonten, dachten sie keine Sekunde an das dritte Reich. Die Onkelz waren keine Modeskins, sondern Skinheadsein war für sie die Summe ihrer Erfahrungen. Ihr innerster Ausdruck, und der hatte viel mit Hass und Gewalt zu tun. Die Band und ihre Musik waren immer nur Vehikel und Verpackung ihrer Geschichte. Mit Stolz war der eigene individuelle Stolz gemeint und keinesfalls ein Rassenbewusstsein.
"Der nette Mann" schlug ein wie ein Meteorit. Nicht nur ließen sich mindestens 30 Skins im Umkreis der Band das gleiche Böhse Onkelz - Tattoo stechen, wie es Gonzo, Kevin und Pe auf ihren rechten Unterarmen trugen, sondern es galt auch als äußerst schick in der Szene, die Onkelz persönlich zu kennen. Innerhalb weniger Monate nach Erscheinen des 1. Albums, verschwand die Band hinter einem dichten Schleier aus Gehörtem und Weitererzähltem. Was damals schon an Gerüchten über die Band kursierte, war nicht mehr normal. Jeder hatte schon mal mit ihnen ein Bier getrunken und jeder war mal mit einem von ihnen beim Fußball gewesen oder hatte bei einer Schlägerei Seite an Seite mit Kevin oder Stephan gekämpft. Die B.O. waren bereits zu diesem Zeitpunkt eine in Gerüchten und Legenden gehüllte Gruppe. Für die Bestätigung ihrer politischen Ausrichtung, gab es immer einige dubiose Augenzeugen, die genau gesehen haben wollten, wie Kevin oder Stephan den Hitlergruß gemacht haben. Stephan, Gonzo und Pe hatten nur sehr selten ihren rechten Arm gestreckt, höchstens einmal als Verarschung oder als Provokation. Sie hassten Nazisymbolik. Sie folgten niemandem außer sich selbst, und das würde sich auch in Zukunft nicht ändern.

Mittwoch, 13. Juli 2011

Die Geschichte Teil 15 - Der nette Mann

1984
1984 meldete sich der Independent - Produzent Herbert Egoldt bei den B.O.. Er würde gerne eine Platte mit ihnen machen und die gesamte Produktion finanzieren, sagte er. Die Band sollte in ein Studio und ihm die fertigen Bänder schicken. Alles andere würde noch geregelt werden. Egoldt war ein Rockfossil. Schon in den 70er Jahren besaß er ein eigenes Label, das er "Big H" nannte. 1977 hatte Egoldt seinen Plattenladen "Rock -O - Rama in Brühl eröffnet und 1982 gründete er das gleichnamige Label.
Egoldt hatte das MTV - Studio in Frankfurt angemietet, wo die Onkelz im April 84 einen Termin hatten. Stephan und den anderen wurde es fast schwindelig vor Aufregung. "Wir machen ein Platte", sie konnten es kaum glauben. Anfang Mai kam "Der nette Mann" auf den Markt. Eine politische Motivation steckte hinter dem 1. Vinyl der  Onkelz nicht. Niemand in der Band gab etwas auf Politik. "Der nette Mann" handelte in erster Linie von Saufen, Ficken, Fußball, Mord und Totschlag. Mit 14 Stücken präsentierten sich die B.O. als 1. Skinheadband der deutschen Öffentlichkeit, und wer immer "Der nette Mann" als hartes brutales Album empfand, der brauchte ja nur mal den Fernseher anzuschalten oder in die Zeitung zu schauen. So wie sie sich als echte dreckige Punks verstanden hatten, so eindeutig standen sie jetzt hinter dem Skinheadkult. Nicht nur ihr Äußeres glich den englischen Skins bis hin zum kleinsten Detail, auch ihre innere Haltung war stark an das englische Ideal der 70er Jahre angelehnt. Ein Skinhead zu sein bedeutetet für jeden in der Band, dass es das großartigste Gefühl von Gemeinschaft überhaupt war.

Was die Tattoos anging, hatte sich eine Menge getan. Gonzo hatte ein paar Doc`s auf seinem linken Unterarm und die Deutschlandfahne auf dem Oberarm. Kevin fühlte sich zu Recht als halber Engländer, was sich auch in dem neuen "Westham United" Tattoo ausdrückte, das Gonzo ihm mit einem Skalpell und einem Glas Tinte zugefügt hatte. Stephan und Kevin ließen sich "SKIN" auf die Innenseiten ihrer Unterlippen tätowieren, Kevin trug die 4 Buchstaben auch auf den Fingerknöcheln seiner linken Hand und einen Skinheadschriftzug über dem linken Ohr. Kevins gesamter linker Arm war inzwischen bebildert. Während einer Schiffsreise hatte er sich Farbe und Nadel besorgt und schon die ersten Experimente am eigenen Körper gewagt. Sinnennetz am Ellbogen und Drachen auf der Schulter. "Ausmalen" nannte er das. Russell hatte es sich zum Ziel gesetzt, alle freien Stellen seines Körpers, außer dem Gesicht, den Fußsohlen und dem Penis auszumalen. Für ihn war es das erste Mal, dass er eine eigene Identität besaß. Kevin fühlte sich als ein Fasterwachsener in einer verschworenen Gruppe von Freunden. Er war Kevin Russell, Matrose, Skinhead und Sänger, die Stimme der Böhsen Onkelz. Das war etwas, das ihm so wertvoll war, das er es nur spüren, aber auf keinen Fall beschreiben konnte.

Montag, 11. Juli 2011

Die Geschichte Teil 14

Auf seiner Seefahrt nach Sibirien schrieb Kevin lange Briefe an Moni. Immer wieder erzählte er ihr von den Ereignissen an Bord  und wie sehr er sie vermisste. Seine Sehnsucht nach Halt und Freundschaft fand sich auch in den Bildern, die er für Moni malte und in den Entwürfen für seine nächsten Tattoos. Das Jugendtrauma würde Kevin dadurch nicht abschütteln können, und die Alpträume, die ihn manchmal bis an den Rand des Wahnsinns trieben, wurden nicht weniger.

Im Sommer 83 trieb die rebellische Jugend den letzten Keil in ihre eigene Bewegung. Hannover hatte sich zu einer mit einer aktiven Untergrundkultur entwickelt. Die Idee der Chaostage, dem größten deutschen Punktreffen, ging bereits ins dritte Jahr und 83 standen die Tage unter dem Motto : "Die Wende - Punks und Skins halten jetzt zusammen - Zusammen gegen Bullenterror - Nazis unerwünscht."
Daraus wurde nichts. Es wurde schnell deutlich, dass die angereisten Punks und Skins keinen Pfennig auf die Wende gaben, als sie bereits am ersten Tag mit Latten und Ketten aufeinander losgingen. Die Trikots waren verteilt. Punks nach links, Skins nach rechts, woran nicht nur der Einfluss der Politik schuld war. Die Alliierten und Daily Terror sollten spielen, es gab ein aufregendes Rahmenprogramm, bei dem man gemeinsam jede Menge Aggressionen hätte ablassen können, aber das war alles nicht genug. Was wirklich gefordert wurde, war Gewalt und sonst nichts. Die Onkelz waren, obwohl es später oft behauptet wurde, an diesem Wochenende nicht in Hannover.

Die B.O blieben nicht lange alleine. Auch in Hamburg und Berlin formierten sich Skinheadbands. Im Herbst 83 wurden die Onkelz nach Berlin Wedding eingeladen. In dem Proberaum der West-Berliner Glatzenband "KdF" sollte ein Skinheadkonzert stattfinden. In Berlin  bestand seit einigen Monaten ein Versammlungs- und Auftrittsverbot für Glatzen. Dementsprechend klein fiel der Gig auch aus. Ungefähr 50 Skins hatten den Weg zum "Bunker" gefunden und erwarteten die B.O. mit Spannung. Das Demotape hatte seine Runden gezogen und die B.O. waren so etwas wie eine geheimnisvolle Untergrundlegende. Niemand wusste etwas Genaues über die Band. Ihr Debüt als Skinheadband vor einer kleinen hopsenden Menschenmenge war furios. Wichtig für die Widerlegung späterer Behauptungen war die Tatsache, dass es während dieses ersten Skinkonzertes der Onkelz das letzte Mal war, dass das alte Punkstück "Türken raus" gespielt wurde, und das einzige Mal, dass "Deutschland den Deutschen" live vorgetragen wurde.


Sonntag, 10. Juli 2011

Hass


Sie hindern dich so gut es geht deinen Weg zu gehn
uns`re Herrn Politiker, sie woll`n dich nicht verstehn

Ich hab`n Hass, so`n Hass
Ich hab`n Hass, so`n Hass

Sie reden nur und reden und nichts kommt dabei raus
viele Worte, keine Taten, für Nichtstun noch Applaus

Ich hab`n Hass, so`n Hass
Ich hab`n Hass, so`n Hass

Arbeitslose Jugendliche sind heute schon normal
die Reichen immer reicher, alles andere ist egal
meine Verachtung haben sie, ich kann sie nicht mehr seh`n
das sind Menschen die von Freiheit reden und nicht dazu Steh`n

Album
Böse Menschen - Böse Lieder (1985)

7 Tage ohne Sünde

Sie war süße 17 Jahre
hatte schöne blonde Haare
wir verloren nicht viel Worte
schöne Stunden hatten wir erlebt
an vielen dunklen Orten

Seit dem brennt's beim Pippi machen
ich hab Flecken in der Hose
ich ging zum Arzt und bekam 'ne Spritze
er sagte mit viel Getose

7 Tage ohne Sünde 7 Tage ohne Frauen
7 Tage ohne Sünde wie konnte das passiern?

Nun war ich auch schon vorgewarnt
und besorgte mir Kondome
7 Tage war'n vorbei
doch ich konnt nicht leben ohne
doch in der Hitze des Gefechts passierte es
der Gummi riß entzwei
Album
Böse Menschen - Böse Lieder (1985)

Nennt mich Gott


Nennt mich Gott oder wie es euch gefällt
verkauft eure Sünden für teures Geld
der Heiligenschein, er ist total verdreckt
die Gläubiger sind - sie sind mit Sünden befleckt

Nennt mich Gott und betet mich an
Nennt mich Gott und betet mich an

Nennt mich Gott oder wie es euch gefällt
verkauft eure Sünden für teures Geld
Dicke Priester, sie lachen euch aus
Sie leben wie Fürsten und nutzen euch aus

Nennt mich Gott und betet mich an
Nennt mich Gott und betet mich an

Album
Böse Menschen - Böse Lieder (1985)

Häßlich, brutal und gewalttätig


Wir tragen alle Hakenkreuze
Skinheads haben nur Gewalt im Sinn
ist es das, was ihr hören wolltet,
dass wir hirnlose Schläger sind ?

Gewalt, Gewalt, Gewalt nackte Gewalt, Gewalt

Wir sind häßlich, brutal und gewalttätig
wir schrecken vor nichts zurück
Wir sind häßlich, brutal und gewalttätig
wir sind total verrückt

In den Medien steht es immer wieder,
dass wir Schlägertrupps für Nazis sind
Doch wir haben uns nichts vorzuwerfen,
denn es ist ihr Gerede das stinkt

Lüge, alles Lüge, Lüge, alles Lüge, Lüge

Wir sind häßlich, brutal und gewalttätig
wir schrecken vor nichts zurück
Wir sind häßlich, brutal und gewalttätig
wir sind total verrückt

Album
Böse Menschen - Böse Lieder (1985)

Keiner wusste, wie`s geschah


Keiner wusste wie`s geschah,
plötzlich war`n die Onkelz da
über Nacht kam der Erfolg
der liebe Gott hats nicht gewollt

Mit dunklen Mächten Hand in Hand
verderben wir das ganze Land
Böse Menschen böse Lieder
Böhse Onkelz immer wieder

Keiner wusste wie`s geschah
plötzlich war`n wir da
und keiner der uns sah, kann uns je vergessen

Mit dunklen Mächten Hand in Hand
verderben wir das ganze Land
Böse Menschen böse Lieder
Böhse Onkelz immer wieder

Keiner wusste wie`s geschah
plötzlich war`n wir da
und keiner der uns sah, kann uns je vergessen

Album
Böse Menschen - Böse Lieder (1985)