Montag, 6. Juni 2011

Die Geschichte Teil 2 - Kindheit von "Pe"


"Pe" Peter Schorowsky wurde am 15.Juni 1964 in Hösbach  in der Nähe von Aschaffenburg geboren. Ein weiterer Mensch auf der Suche nach Vollständigkeit. Peter trug die gleichen titanischen und provokanten Anlagen in sich wie Stephan Weidner, nur fehlte ihm die Wut und der Jähzorn. Mit fünf Jahren beschloss er ein Beatle zu werden. In der 3. Klasse wurden dem Kind einige grundlegende Dinge klar, die den Wunsch nach Ausdruck in seinem Leben noch verstärkten. Der Direktor der Hösbacher Grundschule, Herr Adler, war verrufen als ein sadistisches Schwein. Mit subtilen und gemeinen Bestrafungen ging er permanent gegen die Kinder vor. Peter begann früh seine Bücher und Hefte vollzukritzeln. Während der Grundschulzeit malte er unentwegt und einmal hatte ihn Herr Adler erwischt und ihm eine schallende Ohrfeige gegeben. Er wurde ins Lehrerzimmer geschickt, wo er unter dem Kruzifix sitzen und schmoren sollte. Spätestens von diesem Zeitpunkt an begann Peter die Welt der Erwachsenen in Frage zu stellen. Tief und breit Klafften die Schluchten zwischen dem, was sie sagten, und dem, was sie taten, und ihre Fehler waren so offensichtlich. Das konservativ-katholische Elternhaus und die Schule fingen an die Grenzen seiner Toleranz auszuloten.
 In der 7. Klasse bewarb er sich als Backgroundmusiker in einer Schulband. Zur gleichen Zeit (1978) zog Stephan mit seinem Vater nach Hösbach.

Für Peter war die Musik überlebensnotwendig. 1977 sah er zum 1. Mal die "Sex Pistols". Diese Band war so unglaublich anders, als alles, was er bis dahin gehört hatte. Punkrock. Das hörte sich nach Rettung an. Rettung in einer Zeit, in der er immer häufiger mit seinen Eltern und den Lehrern aneinander geriet.
Herrn Schorowsky waren die langen Haare seines Sohnes ein Dorn im Auge und mehr als einmal hatte Peter sich ein paar Ohrfeigen eingehandelt, weil er seinem Vater patzige Antworten gab. Der "Punk" würde mit all diesen Dingen aufräumen. Endlich Rückendeckung. "Sprich mich nicht an, ich hab keinen Bock auf dich", das war in etwa das, was Punk für Peter bedeutete.
Außerdem war er nicht allein. Da war dieser Junge auf seiner Schule, von dem man sich Ungeheuerliches berichtete und der einen extrem Piratenhaften und punkverdächtigen Eindruck machte. Seit Sommer 78 besuchte dieser neue Schüler aus der Großstadt Frankfurt die Hösbacher Hauptschule. Es hatte keine zwei Wochen gedauert, da hatte dieser Typ schon allen Spezialbauern aus der 9ten, die bisher die Unbesiegbaren waren, ein paar Zähne ausgeschlagen und jeder Schüler hatte es mitbekommen. Da war also ein neuer Sheriff an der Schule und der hieß Stephan Weidner.
Weidner kam krass und jeder war gewarnt. Der bevorzugte niemanden, der hasste alle. Peter war vorsichtig. Er war zwar von Stephans imposanter Frechheit beeindruckt, hielt sich aber dennoch von ihm fern. Er beobachtete ihn aus sicherer Entfernung. Gefährlich, wenn man mit ihm zu tun kriegte, aber aufregend, wenn man ihn auf dem Schulhof sah. Genauso wie dieser blonde Junge aus der Realschule gegenüber, den Peter schon oft beobachtet hatte. Der lief immer mit einer Armyjacke durch die Gegend, die ein Einschußloch auf dem Rücken hatte, über dem das Zauberwort Punk stand. Der und dieser Stephan waren ähnlich. Beide waren Außenseiter und kamen nicht aus Hösbach. Sie waren erst 15 oder 16, aber sie ließen sich nichts gefallen. Absolut respektlos, 100% dagegen. Gegen wen oder was eigentlich ? Das war im Moment noch egal, Hauptsache dagegen. Wenn man seine Gegner nicht sah und nicht wusste gegen wen man eigentlich kämpfte, musste man eben gegen alles sein und gegen jeden kämpfen. Irgendetwas war ja offensichtlich faul. 
Bis August hatte Peter einen respektvollen Abstand zu Stephan gehalten. Er begann eine Lehre als Schweißer. Abends nach der Arbeit, begann er dann in die Friedhofsstraße in Hösbach - Sand zu pilgern. Dort wohnte ein Freund von ihm. Außerdem konnte es ja nicht schaden, sich dort mal sehen zu lassen, am Trafohäuschen rumzulungern und mal ein wenig die Lässigkeit von diesem Frankfurter anzutesten.

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