Samstag, 4. Juni 2011

Die Geschichte Teil 1 - Kindheit von Stephan


Stephan Weidner wurde als Zwilling am 29.Mai 1963 um 12:57 Uhr in Alsfeld bei Kassel geboren. Er wurde bei seiner Geburt in zwei Hälften geteilt, und die erste Ahnung seiner Unvollständigkeit trieb ihn bereits früh in einen zwiespältigen Zustand von traumatischer Angst  und unbändiger Wut. Wer auch immer es in seinem zukünftigen Leben seine Feinde sein würden, sie würden es mit zwei Weidners zu tun bekommen, mit einem Menschen der die doppelte Menge an Energie besaß, der die Polaritäten der Welt in seiner Persönlichkeit miteinander verband und der schnell von einem Extrem ins andere fiel.
Als Baby schrie sich Stephan die Seele aus dem Leib und seine Mutter gab ihn oft zur Großmutter. Stephan wurde hin - und hergereicht. Mal lebte er bei der einen, mal bei der anderen Oma. 1966 ließ Karl - Heinz Weidner (Stephans Vater) seine Familie im Stich und stieg in die Geschäfte eines großen Hurenhauses ein. Aus K.H. Weidner, dem Familienvater wurde Tex, der Frankfurter Zuhälter.
Stephan war nach der Trennung der Eltern oft allein. Wenn die Mutter abends von der Arbeit nach Hause kam, wenn sie rauchte und weinte, so wie sie es immer tat, dann sperrte er sich in sein Zimmer ein und ließ niemanden an sich heran.
Fußball wurde früh zu einer großen Leidenschaft für Stephan. Wo es ihm an Schnelligkeit fehlte, konnte er mit seinen Dribbelkünsten überzeugen. Er stand wie ein Baum, ging ab wie ein Stier, war nur schwer vom Ball zu trennen und zeigte grundsätzlich intensiven, rustikalen Einsatz.
Er liebte die Eintracht.

Schon während der letzten Grundschuljahre prügelte er sich mit seinen Mitschülern. Er galt bereits früh als Störenfried der Extraklasse. Als er 12 war, gab es keinen Erwachsenen, dem er zugehört hätte. Er hasste die Schule und seine Lehrer von ganzem Herzen. Hausaufgaben machte er niemals. Gute Noten interessierten ihn einen Scheißdreck. Zu Hause wartete eh niemand, der sich vielleicht über eine 3 oder 2 gefreut hätte.
Gegen Mitte der 70er meldete sich sein Vater wieder öfter und kümmerte sich besonders intensiv um Stephan. 1976 zog Stephan zu seinem Vater. Er war jetzt 13 und besuchte die Elsa - Brandström - Schule. Er prügelte sich durch die 5. und 6. Klasse. In der 7. blieb er zum ersten Mal sitzen. Und weil er sich partout nicht anpassen wollte, blieb er gleich noch ein zweites Mal sitzen. Nach der Schule trieb er sich in der Stadt herum. Zigaretten rauchte er mit 13 schon seit 2 Jahren. Im Park am "Stadtbad Mitte" hatte ihm jemand den ersten Joint gereicht.
Ende des Schuljahres 77/78 sollte Stephan erneut sitzen bleiben. Er hatte die 7. Klasse im dritten Anlauf gemeistert und nun in der 8. wollten sie ihm erneut seine Versetzung verweigern. Er sei eine sittliche Gefährdung für seine Mitschüler und er müsse von nun an die Karmeliterschule besuchen, sagte man ihm. Auf die Karmeliterschule schickte man all die Härtefälle, mit  denen das Schulministerium nicht klar kam. Zwei Drittel aller Schüler waren Ausländer. Hier war nicht von den Söhnen der netten obstverkaufenden Türkin die Rede. Nein, hier ging es um krasseste Frankfurter Jugo-, Italo- und Türkenschläger, um Springmesser auf dem Schulhof, um Erpressung und Kinderbrutalität.
Stephan war der Meinung, er hätte genug getan, um in die 9. Klasse versetzt zu werden, aber seine Lehrer sahen das anders. Man wollte und konnte sich sein Verhalten nicht länger bieten lassen. Stephan, der sich ungerecht behandelt fühlte, hatte sich vorgenommen, den Lehrer, auf dessen Mist das alles gewachsen war, zur Rede zu stellen. Er platzte zusammen mit einem Freund in den voll besetzten Physiksaal und brüllte dem unterrichtenden Lehrer ins Gesicht. Er schubste den Lehrer beiseite und warf dessen Stuhl durch das geschlossene Fenster. Er kippte den Tisch des Lehrers um und steigerte sich mit jeder folgenden Sekunde in einen Hollywoodreifen Amoklauf. Mit ausgestrecktem Arm fegte er durch die Vitrinen, ließ teure Instrumente und kostbare Ausstellungsstücke zu Boden fallen und sprang darauf herum. Sprachlosigkeit und Unverständnis ließen sich auf den Gesichtern der Schüler nieder, als Stephan große Reagenzgläser aus dem Fenster warf. Stockender Atem, als der Bunsenbrenner hinterhersegelte, und tiefe Reptilienstarre fuhr ihnen in die Knochen, als er begann auf den Lehrer einzuprügeln. Ein 15jähriger Schüler, der Amok lief. Das war auch in Frankfurt eine Seltenheit. Andere Lehrer kamen herbei gelaufen, angelockt durch den Krach. Der Vizedirektor wollte eingreifen und fing sich sofort eine Ohrfeige von Stephan, einem anderen trat er gegen das Schienbein. . . .
Es gab 5 oder 6 Anzeigen auf einmal. Körperverletzung, Nötigung, Hausfriedensbruch, Diebstahl und verschiedenes mehr. Stephan bekam 145 Arbeitsstunden auferlegt und außerdem habe er, wenn er die 9. Klasse tatsächlich noch machen wollte, die Schule in einem anderen Bundesland fortzuführen.

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