Donnerstag, 29. Dezember 2011

Leere Worte


Ich bin hoch geflogen und tief gefallen,
ich war ganz oben und hab Gott bei der Arbeit gesehen.

Ich schmorte in der Hölle, küsste dem Teufel den Arsch.
Ich sah in den Himmel und in mein eigenes Grab.

Ich trieb´s mit Engeln, ich feierte Siege.
Ich triumphierte und verlor, ich starb aus Liebe.

Ich habe viel verloren, doch nie meine Träume.
Manche wurden wahr, die meisten aber blieben Schäume.

Das sind - leere Worte an einem toten Tag.
Mein Hirn liegt im Nebel, zu viel Koks, zu wenig schlaf.
Zuviel von allem, ein kleiner Tod.
Ich hab mich abgeschoßen, ausgeknipst, mich selbst überholt.

Ich wusste alles, und hab alles vergessen.
Ich kam, sah und siegte, und hab Scheiße gefressen.

Was immer dabei rum kommt, es kommt nichts dabei raus.
Jeden Tag die gleiche Scheiße, ich will hier raus . . .

Album
Viva los Tioz (1998)

Viva los Tioz


Hat man euch nicht vor uns gewarnt.
Habt ihr euch nie gefragt,
wer wir sind und was wir tun.
Alles ist wahr,
wir sind wieder da.

Wir spritzen Gift und kotzen Galle
Viva los Tioz
Wir sind unerträglich für fast alle
Viva los Tioz
Wir sind ein Schlag ins Gesicht,
ein freigelegter Nerv und nicht ganz dicht.

Irgendwo, zwischen all den Lügen
gibt es eine Band die nicht alle lieben.
Nonkonformität heißt unser Weg
so soll es sein bis nichts mehr geht.

Wir sind zu krass um wahr zu sein
Viva los Tioz
Mies erzogen und gemein
Viva los Tioz
Fürchtet die Onkelz wie euch selbst
Deutschland kotzt und uns gefällts.

Wir tauschten Hass gegen Gitarren,
denn wir sind Onkelz und keine Narren.
Wir töten Lügen mit diesen Liedern
gehen wir es an, immer wieder, immer wieder . . .

Album
Viva los Tios (1998)

Matapalo - Parte Uno


Album
Viva los Tioz (1998)

Dienstag, 20. Dezember 2011

Enie Tfahcstob rüf Ediona-rap


In diesem Instrumental - Stück gibt es von Stephan rückwärts gesprochene Textzeilen :

"Herzlichen Glückwunsch !
Muss ne Menge Arbeit gewesen sein, dieses Lied rückwärts abzuspielen.
Entweder, du bist eines dieser paranoiden Arschlöcher, für die wir dieses Lied gemacht haben,
oder du bist einfach nur neugierig.
Ersteren sei gesagt :
Wer rückwärts gesprochene, satanische oder faschistische Botschaften auf unseren Platten sucht,
muss ausgesprochen dämlich sein und außerdem unter extremem Verfolgungswahn leiden.
Armes Schwein, tust uns echt leid.
Sperr dich ein und schmeiss die Schlüssel weg !"

Album
E.I.N.S. (1996)

Flammen


Ich ging auf schmalen Pfaden, bewegte mich auf dünnem Eis,
ich ging dahin, wo es weh tut, nichts war mir zu heiß !
Es war schon immer ein besonderer Kick, verbotenes zu tun,
Gesetze sind zum brechen da, dachte ich und gab meinen Senf dazu.

Ich stand in Flammen, nichts war mir zu extrem,
kein Luftschloß groß genug, kein Mädchen zu schön.
Ja ich - ich stand in Flammen, nichts war mir zu extrem,
kein Luftschloß groß genug, kein Mädchen zu schön - hey.

Was man nicht durfte, reizte mich noch mehr,
am Rande der Gesellschaft lebt´s sich unbeschwert.
Übermut tut selten gut, heute weiß ich, was das heißt,
damals war´s mir scheissegal, also zahlte ich, zahlte ich den Preis.


Pch hatte großes vor, ich spielte mit dem Feuer
und ich verbrannte tausendmal, denn guter Rat war teuer.
Alles war so leicht, nur ich wusste nicht mal was,
irgendwas trieb mich voran, manchmal Liebe, manchmal Hass.

Album
E.I.N.S. (1996)

Montag, 19. Dezember 2011

Weiß


Die Wände sind weiß, weiß und massiv
die Isolation macht mich aggressiv

Mein Hirn zuckt wie ein Frosch, wie ein Frosch unterm Skalpell
Regen klopft ans Fenster, es wird hell

Das ist meine Welt, weiß und steril
von Psychopathen bevölkert, Hirne im Exil

Sie schütteln ihre Köpfe, sie starren mich an
mit ihren Eidechsenaugen als wär ich krank

Doch ich bin nicht verrückt, nicht so wie sie
nicht wie all die anderen in der Psychiatrie

Stundenlang kam niemand, ich halt das nicht mehr aus
ich fluche und ich schreie, ich will hier raus

Es war wie ein Traum, doch ich bin immer noch hier
in meinem Käfig wie ein menschliches Tier

Album
Finde die Wahrheit (Single 1995)

Freitag, 16. Dezember 2011

Die Geschichte Teil 51

Die Fortsetzung der Herbsttour war unmöglich geworden. Überall wurden Onkelzkonzerte verboten, Hallenpächter unter Druck gesetzt, Veranstalter bedroht und Ticketverkäufer angegriffen. Ein Angestellter einer Plakatierungsfirma, der die Heilige Lieder - Tourposter an die Werbefläche klebte, wurde von Autonomen mit dem Messer bedroht.
Dazu kam der Vorstoß der Musikindustrie beim Bundesverband Phono, alle rechtsradikale Musik schleunigst verbieten und die Onkelz aus den Charts ausschließen zu lassen.
Axel Merting, Platten- und CD-Ladenbesitzer in Darmstadt, der die Onkelz CD´s in seinem Laden verkaufte, bekam Drohungen per Telefon : "Haste ne gescheite Glasversicherung, weil es kann ja mal sein, dass ne Scheibe einfliegt." "Liegt dir was an deiner Gesundheit, dann hör auf mit dem Verkauf."
Auch der Vermieter der Eishalle in Darmstadt, war telefonisch schwer unter Druck gesetzt worden. Der Ticketverkauf wurde einestellt, der Erlös ging an den Ausländerbeirat der Stadt Darmstadt. Eine Entschädigung für die Fans gab es nicht.


Kevin hatte schlimme Paranoia und spülte sie mit 3 - 4 Litern Jägermeister pro Tag herunter. Russell war fast tot. Auge und Stephan holten ihn gegen Ende des Jahres aus dem Loch, in dem er lag. Kevin drückte. Jeden  Tag und jede Stunde. Dauernd musste er sich selbst verbinden, weil er sich ständig etwas aufschnitt. Füße, Arme oder Bauch. Dazu kam ein weiterer Überfall eines Dealers, der ihm das halbe Ohr abgerissen hatte. Kevin sah aus, als wenn ihn ein Panzer überfahren hätte. 60 Stiche am Kopf, strähnige, lange Haare, Vollbart bis zur Brust, die Pumpe im Arm, den Gürtel im Maul, barfuß im Winter, blutig von oben bis unten. Die totale Verwahrlosung. So sah er aus, wenn er drauf war. Wenn die Schmerzen kamen, dann wurde es schlimmer. Dann bekam er Wahnvorstellungen, brüllte und schrie. Wenn es soweit war, dann lief man am besten vor ihm davon. Dann wurde er rasend vor Hass auf sich selbst, auf die Böhsen Onkelz, auf Stephan, auf seine Mutter, die Politiker, die Rechten, die Linken, die Ausländer, auf alles. Kevin hasste das Leben mehr als jeder andere Mensch auf Gottes verfluchtem Planeten. Seit er zu drücken begonnen hatte richtete sich dieser geballte Hass nur noch gegen eine Person, und die war er selbst. Für Schlägereien war er längst zu schwach. Kevin wollte Schluss machen. Es reichte ihm so dermaßen, dass er hoffte, eines Tages nicht mehr aufzuwachen. Im Golden Sword hatte er drei Wochen im Koma gelegen und niemanden an sich herangelassen. Nicht einmal Stephan hatte noch mit ihm reden können. Zwischen jeder Flasche Jägermeister setzte er sich einen Schuß und wenn nichts mehr ging, dann kotzte er alles an die Wand. Niemand außer Stephan und Auge hatte schließlich den Mut aufbringen können, ihn aus diesem Elend herauszuholen. Der Anblick, der sich ihnen bot, war mehr, als ein normaler Mensch ertragen konnte. Das Heroin hatte ihn zu etwas gemacht, dass nichts mehr mit dem Mann zu tun hatte, der er einmal gewesen war. Er hatte eine Fixermentalität angenommen, die sich in wirrem Gerede und in wirren Gesten ausdrückte und die seine ganze Persönlichkeit verschluckt hatte. In der Obermainstrasse hatten die Onkelz eine Wohnung angemietet, wo Kevin entziehen sollte. Dort brachten sie ihn hin, aber sobald er nicht mehr unter Beobachtung stand, schälte er sich aus seinem Matratzenlager und besorgte sich neues "H". Das war auch das Ende von "Golden Sword Tattoos".


In Rendsburg, am 2. 12., wurde das Konzert eine Stunde vor dem geplanten Beginn abgesagt. Die Stadt hatte Antifa und Onkelzfans im Vorfeld gegeneinander ausgespielt, solange bis sie eine Handhabe hatte, die Show wegen "Tumultgefahr" absagen zu können. Wären die Fans gekommen, die man der Band nachsagte, so hätte es Gewalt geben müssen. Dass alles friedlich blieb, kann also nur daran gelegen haben, dass diese Fans nicht da waren. Der Fernsehbericht auf Sat 1 am selben Abend sprach für sich.
". . . vor der Diskothek empörten sich rund 200 Konzertbesucher und die sahen ganz anders aus, als man es ursprünglich erwartet hatte. Nicht die erwarteten Skins standen vor der gut gesicherten Diskothek "Walhalla", sondern normale Teenager aus Rendsburg und Umgebung. Für sie war das Verbot nicht verständlich. Sie machten ihrem Ärger Luft.
Langhaariger Metalfan : ". . . wir wollen alle nur Heavy Metal hör´n, und wir woll´n die Onkelz hör´n. Wir sind nicht rechts und wir sind nicht links . . ."
Fazit der Sendung :
Sprecher : Wären die Fans gekommen, die man der Band nachsagt, hätte Rendsburg sicherlich keinen ruhigen Abend erlebt, zumal gewalltbereite Linke auf eine Konfrontation mit rechtsradikalen Skins nur zu warten schienen. Die Stadtväter müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, durch ihr zögerliches Verhalten eine Eskalation provoziert zu haben."

Sonntag, 11. Dezember 2011

Lasst es uns tun


Um unsere Köpfe schwirrt kein Heiligenschein
Doch wir sind immer noch reiner als ihr glaubt zu sein
Denn wir sind, wir sind Teil eines göttlichen Plans
hart aber herzlich, phänomenal
Wir sind menschliche Tiere, pure Energie

Lasst es uns tun
Lasst uns das Land verderben
Lasst uns die Kugeln spüren
Lasst uns in Freiheit sterben
Lasst es uns tun
Lasst uns das Land verderben
Lasst uns die Kugeln spüren
Lasst uns in Freiheit sterben

Wir sind kein krankes Organ, ihr könnt uns nicht entfernen
Mythologien brauchen lange bis sie sterben
Tötet mich, doch was tötet Dämonen
Nichts tötet die Onkelz, nichts kann uns entthronen.
Denn Helden leben lange, doch Legenden sterben nie.

Album
Hier sind die Onkelz (1995)
Live in Dortmund (1997)

Das Problem bist du


Ich starre auf mein Bild und lese in mir selbst
aus dem Legendenbuch, aus meiner Welt
Ich wußte nicht wohin ich ging, nicht mal wo ich war
Wie ein Schiff ohne Ruder, nichts war klar.
Sie nannten mich Idiot, weil ich die Schule haßte
sie sperrten mich ein, weil ich ihnen nicht paßte
Ich lebte vom Verbrechen, von kleinen Hehlereien
Ich hatte schlechte Gesellschaft und zu viele Schlägereien.

Ich will dich nicht belehren, du bist selber alt genug
doch es ist traurig aber wahr, das Problem bist du
Die Hölle ist in dir und kein Ort, an den man geht
Unsere Hölle schaffen wir und nicht der, der vor uns steht

Zu viele Drogen, zu viele Schlägereien
Ich war nicht immer Sieger, aber viel zu oft dabei.
Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn Knochen splittern
Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn Hände zittern.
Doch es ist nicht der Schmerz, der mir Sorgen macht
Es ist die Hölle, die du dir schaffst.
Denn jeder kann zaubern, seine Ziele erreichen
du musst es nur wollen, du stellst die Weichen

Album
Hier sind die Onkelz (1995)

Viel zu jung


Du wirst gefickt von deinem Vater, von deinem eigenen Fleisch und Blut.
Du leidest Qualen, ihm tut es gut.
Warum tut er das, warum tut er dir das an ?
Ist das seine Liebe ? Macht ihn das zum Mann ?
Du ekelst dich vor ihm, vor seinem Speichel, seinen Küssen
vor der Hand auf deinem Schoß, vor der Hand auf deinen Brüsten.
Wenn das seine Liebe ist, ist er ein Idiot.
Wenn das das Leben ist, wünscht du dir den Tod

Du bist doch noch so jung, viel zu jung
du bist doch noch so jung, viel zu jung, viel zu jung.
Du weißt nicht was geschieht, du weißt nicht warum.
Du möchtest schreien, doch du bleibst stumm.

Nachts weinst du in dein Kissen, du fürchtest dich vor ihm,
davor, dass er in dir kommt, vor seinem Spiel
Du wirst damit nicht fertig, du kannst dich nicht dagegen wehren.
Du kannst es keinem sagen, du schämst dich viel zu sehr.

Album
Hier sind die Onkelz (1995)

Wer nichts wagt, kann nichts verlieren


Du bist die Wolke, die den Mond verdunkelt, bedauernswert
Toter als tot, lebendig doch leer
Mit 30 schon gestorben, mit 70 erst begraben
ohne eigenen Willen, ohne zu fragen

Du bist zu schwach, zu schwach um nein zu sagen,
doch stark genug, um deine Frau zu schlagen

Du stehst für alles, was ich nicht will, du kotzt mich an
Du bist so kacke, das nicht mal ich´s beschreiben kann.
Du sitzt still auf deinem Arsch, ganz egal was auch passiert,
denn wer nichts wagt, kann nichts verlier´n

Dein Feuer ist erloschen, deine Flügel sind verkümmert
Von keinem Traum gestört, stehst du vor deinen Trümmern.
So wartest du auf´s Ende und verschwendest deine Zeit
Dann darfst du dich nicht wundern, wenn niemand um dich weint

Du bist nichts und du wirst es immer bleiben
von keinem Gott erhört, ohne zu leiden

Album
Hier sind die Onkelz (1995)
Live in Dortmund (1997)

Die Böhsen Onkelz geben sich die Ehre


Danke, dieses Lied ist nur für euch
Danke, keinen Tag ham wir bereut
Im Namen der Firma sagen wir euch :
Dankeschön, Dankeschön

Die Böhsen Onkelz geben sich die Ehre
Die Böhsen Onkelz reichen euch die Hand
Die Böhsen Onkelz geben sich die Ehre
Die Böhsen Onkelz reichen euch die Hand

Nur für euch haben wir dieses Lied gemacht
nur mit euch haben wir viel Spass gehabt
Keinen Tag ham wir bereut, Hut ab
es hat uns sehr gefreut, sehr gefreut

Album
Gehasst, verdammt, vergöttert (1994)

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Baja



Am Ende des Videos kommt folgender Text :
"Wenn es einen Menschen gäbe, der wagte, alles zu sagen, was er von dieser Welt gedacht hat, bliebe ihm kein Quadratmeter mehr m sich darauf zu behaupten.
Wenn ein Mensch erscheint, stürzt sich die Welt auf ihn und bricht ihm das Rückrad. Immer sind zu viele morsche Säulen stehen geblieben, zu viel verfaulte Menschheit, als das ein Mensch aufblühen könnte.
Der Überbau ist eine Lüge, das Fundament eine riesige zitternte Angst. Wenn in Abständen von Jahrhunderten ein Mensch mit einem verzweifelten, hungrigen Blick in den Augen auftritt, ein Mensch, der die ganze Welt umwälzen würde, um ein neues Geschlecht zu schaffen, würde die Liebe, die er in die Welt mitbringt, in Bitterkeit verwandelt und er wird zur Geisel. Wenn wir dann und wann auf Seiten stoßen, die explodieren, Seiten, die verwunden und schmerzen, die einem Seufzer, Tränen und Flüche abringen, dann sollt ihr wissen, dass sie von einem aufrechten Menschen stammen, einem Menschen, dem keine andere Verteidigung übrig bleibt als seine Worte. Und seine Worte sind immer stärker als das verlogene, erdrückende Gewicht der Welt.Stärker als all die Foltern und Räder, die die Feigen erfinden, um das Wunder der Persönlichkeit zu vernichten.
Wenn je ein Mensch wagen würde, alles, was er auf dem Herzen hat auszusprechen, sein wirkliches Erlebnis, alles , was wirklich seine Wahrheit ist niederzuschreiben, dann, glaube ich, ginge die Welt in Trümmer, würde in Stücke zersprengt, und kein Gott und kein Zufall, kein Wille könnte je wieder die Stücke, die Atome, die unzerstörbaren Elemente zusammensetzen, aus denen die Welt bestand.

Album
Schwarz (1993)

Ich bin du


Ich spiel dir manchmal Streiche, rate wer ich bin
Ohne mich kannst du nicht träumen, ich bin in dir von Anbeginn.
Ja, ich bin´s, den du hasst, ich bin´s, den du liebst.
Ich bin der, der alles darf, und dem du nie vergibst.
Ich bin dein Auge, das nichts sieht,
dein Hirn, das dir befiehlt.
Ich bin Du

Ich lehr dich Scheiße lieben, deinen Abgrund zu besiegen.
Heute König oder Gott, morgen Fahrstuhl zum Schafott.
Ich schick dir deine Ängste, ich mache deine Fehler
Ich bin der Geist in deiner Seele, ich bin die Dummheit und dein Lehrer
Ich schick dein Hirn auf Reisen und hol es dir zurück
Ich bin dein Zögern und dein Zweifeln, bin dein Elend und dein Glück
Ich bin nicht einfach doch dual,
 deine Lust und die Moral.
Ich bin Du

Album
Schwarz (1993)

Der Himmel kann warten


Nichts ist für immer, wir kommen und geh´n
die Gesichter verblassen, doch dich kann ich seh´n
Sag dem Himmel guten Tag,
dass ich mein verschissnes Leben mag
drum bleib ich noch hier

Der Himmel kann warten,
Das Leben macht mich hungrig und ich krieg nicht genug.
Der Himmel kann warten,
ich hab noch lange nicht, noch lange nicht genug.

Ich schwebe in einer Leere, ähnlich dem Tod
es ist nur ein Augenblick, Atemlos
Doch du bist nicht mein Erbe
und dies ist nicht der Tag, an dem ich sterbe.

Album
Schwarz (1993)

So geht´s dir (deine Hölle)



Der Tag ist vergangen, wie Tage vergeh´n
du hast ihn getötet, hast ihn nicht mal geseh´n

Klopfendes Herz, den Schweiß auf der Stirn
voll tödlicher Angst, voll Zweifel im Hirn
Voll flackernder Sehnsucht nach diesem Leben
doch du tötest dich selbst, du kannst dir nichts geben

So geht´s dir, bis du begreifst
dass nur du selbst und sonst niemand
kein Gott, kein Dämon deine Höle erschafft
doch dann bist du frei, dann kannst du seh´n,
dann kannst du dich und dein Leben versteh´n

Du musst die Hölle durchquer´n, das Böse ertragen
Du fährst ins Paradies in einem Leichenwagen.

Album
Schwarz (1993)

Sonntag, 4. Dezember 2011

Die Geschichte Teil 50 - Talk bei Alfred Biolek

1992

Es war etwas passiert, was nach den Berechnungen und Prognosen der deutschen Musikindustrie niemals hätte passieren dürfen. Eine Band hatte mit ihrer Musik die Top Ten geknackt, ohne dass sie von oben "kontrolliert" oder "gepusht" wurde. Im Gegenteil, trotz massiven Boykotts und beispielloser Diffamierungskampagne. Seit dem Charteintritt der "Heiligen Lieder" benutzte die Presse zum ersten Mal den neuen und sehr einprägsamen Begriff "Rechtsrock". Mit dem "Rechtsrock" schuf man ein Medienphänomen von erlogener Größe und stellte die 200 000 Käufer der "Heiligen Lieder" als eine große radikale Bedrohung dar.

Am 3. Oktober hatten die Onkelz einen Gig in Kuhardt. Der örtliche Veranstalter rechnete mit 3000 Leuten. Zwei Drittel der Karten waren bereits verkauft. Der Gemeinderat hatte sich eilends zusammengefunden und den lokalen Organisator Gerd Weber zu einer Absage gedrängt.
Vor dem Konzert schrieb die Presse :
". . . beim Start der Deutschland-Tournee im schwäbischen Aalen besuchten etwa 200 - 300 Skinheads das Konzert, die sich mit Hitlergruß und ausländerfeindlichen Parolen bemerkbar machten. . . .aus Polizeikreisen verlautete, dass bei Onkelz-Konzerten immer mit Ärger zu rechnen ist . . ."
und nach dem Konzert :
". . . - Polizei verzeichnete störungsfreien Verlauf - Texte nicht zu verstehen . . . Kuhardt ist noch einmal davon gekommen . . . die Szene erinnerte mehr an einen Umtrunk im Freien, als an einen Aufmarsch gewalttätiger Skinheads . . . die zahlreichen Pickel im Gesicht verrieten, dass es sich eher um pubertierende Jugendliche, denn um gewalltbereite Rechtsradikale handelte . . ."
Im Oktober erschienen gut 60 Artikel in Illustrierten und Tageszeitungen, die sich mit dem "Rechtsrock" beschäftigten, und die Böhsen Onkelz als Aufhänger ihrer Recherche benutzten.Alle Artikel ließen sich auf die dpa-Meldungen des Septembers und Oktobers zurückführen. Viele Sätze aus dem Bericht von dpa-Korrespondent Carsten Hoffmann waren wortgleich übernommen worden.

Zeitgleich mit der Tagespresse wurde das Thema auch im TV aufgekocht. Im Herbst 92 war Stephan Weidner zu Gast bei "Boulevard Bio". "Kitsch, Kunst, Krawall - Musik in Deutschland" war das Motto der Sendung. Biolek machte zunächst auf die Musik der rechtsradikalen Szene aufmerksam, zählte die Namen der Hardcore Faschobands auf, um dann endlich beim aktuellen Erfolg der Onkelz zu landen.
Biolek : ". . . und sie werden nun, von der Presse auch, sehr stark in dieses Lager gezählt. Sie werden sogar als eine Kultband der rechtsradikalen Szene apostrophiert. Wie stehen sie dazu ?
Stephan : "Also, ich meine, da muss man wohl unsere Vergangenheit in Anbetracht ziehen, dass wir ´ne Zeit lang alle Skins gewesen sind, die ja bekanntlich einen leichten Hang zum Rechtsradikalismus haben . . .
Biolek : "Man sieht ihnen das gar nicht an . . .
Stephan : "Ja, komisch, ne ?"
Biolek : "Ja, aber Haare wachsen ja, wenn man sie nicht immer wieder schneidet . . .
Stephan : "So isses. Von daher können sie auch an der Länge meiner Haare feststellen, wie lange das schon her ist."
Stephan wiederholte zum 20. Mal, wie es zum "Türken raus"-Song gekommen war, welche Hintergründe dieser Song hatte und wie sie ihn damals empfunden hatten. Biolek wusste dann auch von der verbotenen Platte, so tief hatten "sie" schon gebohrt. Dass es dort Lieder mit nationalen Tendenzen gab, Gewaltverherrlichung und ein Lied in dem es ja eigentlich um Kindermord ging.
Langsam wurde Weidner warm : "Ich meine, es kommt immer drauf an, wie man Texte interpretiert. Wenn ich z.B. ein Lied über einen Kindermörder schreibe, heißt das längst nicht, dass ich ein Kindermörder bin. Sondern, dieses Lied wurde meines Erachtens total falsch interpretiert von der Bundesprüfstelle. Das Lied wurde zwar in der Ich-Form geschrieben, aber es sollte eigentlich nur aufzeigen, dass jeder, d.h. ihr Nachbar, mein Nachbar, rein theoretisch ein Kindermörder sein kann . . .
Irgendwann fiel dann endlich das Wort "politisch", auf das Alfred Biolek schon lange gewartet hatte.
Biolek : "Das, was man ihnen jetzt vorwirft ist hochpolitisch. Man sagt jetzt, dass sie einfach den rechtsradikalen Gruppen und zwar nicht den ganz extremen, nicht denen, die dann aus ihrem Konzert gleich losgehen und selbst ein Asylantenheim anzünden, sondern da gibt es andere Gruppen, so wie . . . die das also, äh, sehr viel perfekter, äh . . . vorbereiten. Aber man wirft ihnen vor, dadurch, dass sie sich nicht wirklich distanziert haben und dadurch, dass die neuen Texte auch sehr interpretierbar sind, dass sie sozusagen den ganzen Mitläufern, die ja dann bei den Asylbewerberheimen stehen und zumindest rufen und moralisch unterstützen, dass sie die in ihre Konzerte locken und denen auch so eine Art geistiges Umfeld geben."
Stephan : "Also, das sehe ich ein bisschen anders, ich glaube schon, dass wir uns eindeutig geäußert haben. Nur das war nicht das, was die Medien hören wollten, d.h., in Interviews, in denen wir eindeutig unsere Meinung gesagt haben, wurde uns das Wort im Mund rumgedreht. Die Medien wollten uns in diese Richtung drängen und haben uns auch ganz bewusst als Aufhänger genommen."
Biolek : "Aber wo stehen sie denn dann jetzt, eindeutig ?"
Stephan : "Ich meine, ich steh hier."
Biolek : "Erst mal stehen sie nicht, sondern sie sitzen, und sie müssen ja eine Haltung haben jetzt."
Stephan : "Selbstverständlich habe ich eine Haltung. Ich kann natürlich nicht akzeptieren, was passiert. Ich akzeptiere weder, dass Molotowcocktails in Asylantenheime geschmissen werden, wo Kinder drin wohnen etc. Ich mag weder eine rechte Bewegung, noch eine linke Bewegung, die sind mir beide zuwider. Ich mag keine politischen Extreme.
Als nächstes war der "Name" dran. Eine eindeutige Distanzierung, so fand auch A. Biolek, wäre die Änderung des Namens. Zusätzlich forderte er eine klarere Stellungnahme in den neuen Liedern. Die Texte der Heiligen Lieder, seien ja wenig festgelegt, meinte er. Natürlich kannte Biolek weder die Entstehungsgeschichte der Band, noch die eines der vielen Onkelzalben, aber er wusste, dass wenn man die Texte im Kontext mit den alten Liedern sehen würde, dann hätten sie eine eindeutige rechte Aussage. Von den Distanzierungen der Band über die vergangenen 7 Jahre hinweg, wusste er anscheinend nichts.
"Deswegen kommen immer noch so viele Rechtsradikale zu ihren Konzerten."
Stephan : "Ich meine dazu, da ist mit Sicherheit auch die Presse dran schuld. Eben so Bands wie . . ., die würde kein Arsch kennen, wenn sie die Presse nicht ständig erwähnen würde. Das ist meine Meinung. Zum  anderen : Würden sie ihren Namen ändern, nur weil sie ihrem Nachbarn mal vor die Tür geschissen haben ? . . . . Das ist ein Teil meiner Vergangenheit. Ohne dass ich durch die Scheiße gegangen bin, weiß ich nicht, was gut ist."
Dann kam´s knüppeldick. Biolek : "Aber sie wissen, dass man auch früher, als die Linksradikalen das Land erstmals in Atem gehalten haben, auch ideologische Vorwürfe, etwa an Böll gemacht hat und gesagt hat, sie haben das ideologische Feld sozusagen bereitet. Und man könnte sagen, durch das, was sie jetzt machen und ohne dass sie sich dezidiert distanzieren, bereiten sie das Feld für Dinge wie Roststock."
Stephan : "Also wir tun ganz klar auf unseren Konzerten, weil wir diese Problematik natürlich auch gesehen haben, d.h., ich habe nie die Ambition vor einem Haufen Rechtsradikaler zu spielen. Und wir reden ja auch immer von einer kleinen Gruppe, die auf Konzerten anwesend ist, die sage ich mal ein Faible für härtere Musik hat."
Biolek : "Ja, aber die Musik. Härtere Musik gibt es ja überall, auch bei Heavy Metal und so . . ."
Stephan : "Mich stört´s einfach nur, wenn wirklich . . . ich spiel vor 5000 Leuten und dann sind eben 50 Glatzen drin, und wir reden hier immer nur über die 50 Glatzen und nicht über den Rest."
Um jetzt die rauhe Atmosphäre eines Onkelzkonzertes hautnah rüberzubringen, spielte Biolek eine Sequenz aus dem "Live in Vienna" Video ein.
Biolek : "Wann war das ?"
Stephan : "War´n Haufen Glatzen da, ne ?"
Biolek : "Nö, auf diesem nicht. Auf diesem Video nicht."
Biolek konnte ihn mit fairen Mitteln nicht festnageln, also präsentierte er nun seinen Trumpf : Walter Wüllenweber, Journalist der Berliner Zeitung, der in der ersten Publikumsreihe saßund blumig seine Erfahrungen während eines Onkelzkonzertes in Kaiserslautern vor einem Monat schilderte. Aus Berlin war bis jetzt nur unqualifiziertes gekommen, wenn es um Onkelz-Berichterstattung ging. Wüllenweber hatte von Rockmusik keine Ahnung. Er gab zu Protokoll, dass er sich in den letzten Jahren auf das Thema "Rechtsextremismus" spezialisiert habe und auch aus diesem Grund auf dem Onkelzkonzert gewesen wäre. Als das Licht ausging, wollte er gesehen haben, dass das letzte hintere Drittel der Fans den Arm zum Hitlergruß hob und ihn während des gesamten Konzertes nicht mehr heruntergenommen habe. Die Band, so sagte er, habe sich nicht darum gekümmert. Höchst unwahrscheinlich, wo Stephan und Gonzo äußerst allergisch auf Hitlergrüße reagierten. Stephan beobachtete seine Zuschauer ganz genau. Es gab seit 89 immer wieder vereinzelte Skins, die sich vorgenommen hatten, Weidner zu provozieren oder die abchecken wollten, wie weit sie gehen konnten. In Kaiserslautern war es ähnlich. Genau vor Stephans Nase hatte sich eine tätowierte Glatze mit bloßem Oberkörper aufgebaut und grinsend den Arm zum Hitlergruß gestreckt. Sofort hatte Stephan seinen Bass abgeschnallt und ihn mit seinen Securityleuten rausgeschmissen. Das alles unter dem Beifall des gesamten Publikums.
Wüllenweber : ". . . Es hat z. B. eine Schlägerei gegeben, zwischen zwei Skins, . . . der Stephan hat da ein bisschen mitgemischt, die Musik ging weiter, offenbar hat das niemand als etwas Besonderes empfunden. . . Der Sänger, Kevin, hat dann von der Bühne gebrüllt, also ungefähr dem Sinn nach : "Ich sehe keine Türken, ich seh keine Neger, warum sollen wir uns gegenseitig die Köpfe einschlagen."
Stephan : "Sie sind ja wohl der größte Lügner, den ich je gesehen hab. Was erzählen sie denn für einen Scheiß. Ich hab einen von unseren Securityleuten auf einen Skin gehetzt, der den Hitlergruß gemacht hat, und deswegen war die Schlägerei. Was sie erzählen, ist ja wohl die größte Lüge, dass sie sich nicht schämen."
. . . .
Stephan zu Biolek : "Es gibt auch andere Zeugen für das Konzert, warum haben sie die nicht eingeladen ?"
Biolek : "Ich habe, äh, ein Journalist, der darüber geschrieben hat, äh, ich gehe davon aus, dass eine gewisse Sorgfaltspflicht eines Journalisten, also ich mein wenn er selbst . . .
Stephan : "Wissen sie, die Sorgfaltspflicht von Journalisten, habe ich oft genug kennengelernt. Ich habe Artikel über mich, da geht es um Ausschreitungen nach Konzerten von uns in Städten, wo wir nie gespielt haben . . .
Danach kam nicht mehr viel. Stephan bezog ein weiteres mal Stellung, ließ sich nicht festnageln und verwies erneut darauf, dass er jeder Zeit bereit sei auf einem Konzert "Rock gegen Rechts" aufzutreten, um seinen Standpunkt auch vor der Öffentlichkeit zu vertreten.
. . . .
Biolek : "Eine Frage Herr Weidner. Glauben sie nicht, dass viele heute nicht nur böse Journalisten sind, sondern, dass auch viele übersensibel sind wegen der Dinge, die passieren ?"
Stephan : "Natürlich. Das erkenne ich doch auch vollkommen an. Ich weiß auch, dass wir Fehler gemacht haben in unserer Vergangenheit. Das einzige, was ich möchte, ist einfach anzuerkennen, dass man sich verändert, dass man Erfahrungen sammelt, dass ich nicht derjenige bin, der ich vor 10 Jahren war, das sind sie auch nicht, und dass wir eine gewisse Entwicklung mitgemacht haben, Dinge erkannt haben, die Verantwortung erkannt haben.
Biolek : "Sie müssen verstehen, dassihnen das ewig . . ."
Stephan : "Warum muss ich das ? Warum können nicht ein paar Leute umdenken ?"
Spannung und Aufregung hatte Biolek versprochen. Aber eigentlich war es nur mies. Meinungsmache von vorn bis hinten. Das einzige wirkliche Highlight der Sendung war nur noch der Satz von Stephan zu Gotthilf Fischer, als er zu ihm sagte : "Bei ihren Konzerten sind wahrscheinlich mehr Rechtsradikale als bei unseren."

Mittwoch, 23. November 2011

Wenn wir einmal Engel sind


Herr, ich bin schuldig, ich habe es getan
Ich habe sie verdorben und es war nicht das erste Mal
Frag mich besser nicht sonst muss ich lügen
Ja, ich habe sie entweiht und es war mir ein Vergnügen

Ich ließ ihre Lippen bluten, ich nahm ihr den Verstand
Ich hörte dich zwar rufen, doch der Teufel gab mir seine Hand

Wir ham´s getan, wie man es tut, im Stehen und im Liegen
Und wenn wir einmal Engel sind, dann fick ich dich im Fliegen

Du warst die süßeste Versuchung, mein Fleisch war schwach
Ich war einsam und du schneller, also haben wir es gemacht
Ich gab dir alles was ich hatte, mehr als ich es darf
Wir ham den Himmel durchflogen, uns mit Engeln gepaart

Du ließt meine Lipen bluten, du nahmst mir den Verstand
Ich wollte dich noch rufen, doch der Teufel gab mir seine Hand

Ich lass deine Lippen bluten, ich nehm dir den Verstand
Ich hör dich nach mir rufen, reich mir deine Hand

Album
Schwarz (1993)
Gehasst, verdammt, vergöttert (1994)

Tribute to Stevie


Album
Weiss (1993)

Sie hat nen Motor


Ihre Lippen sind aus scheinendem Chrom
Ihr Herz ist ein Motor, ihr Arsch ist mein Thron
Ihr Körper ist aus schwarzem Stahl
Wenn ich sie so anseh werde ich sentimental

Ich liebe das Gefühl, ihr wisst was ich meine
Ich liebe das Vibrieren zwischen meinen Beinen

Sie lässt mich fliegen, sie trägt mich durch den Wind
Ich verliere den Verstand wenn wir zusammen sind

Wir sind besessen, nichts hält uns auf
Wo immer mein Herz ist sind wir zu Haus
Auf der Suche nach der Straße in die Ewigkeit
Direkt in den Himmel, von der Schwerkraft befreit

Sie hat nen Motor
Ich schau dir in die Schrauben, Kleines

Dein Anblick ist die beste Medizin
Du schickst mich in den Himmel, schenkst mir Adrenalin
In deinen Venen pumpt heißes Öl
Die Stimme deines Motors ist so herrlich obszön

Trag mich davon, nimm mich mit auf die Reise
Im Universum der Motoren ziehen wir unsere Kreise

Du bist die Göttin meiner Träume am Tag und in der Nacht
Du bist ein MMMMotor, du bist ein V8

Album
Weiss (1993)

Sonntag, 20. November 2011

Die Geschichte Teil 49

Am 30. August 92 traten die Onkelz in der Eissporthalle in Aalen auf. Es war der Auftakt zur ersten "Böhse Onkelz-Deutschland-Tour in 12 Jahren Bandgeschichte. 4500 Fans waren gekommen. Die Zahl der Zuschauer hatte sich seit dem letzten Jahr also vervierfacht.
Anfang September erschienen die "Heiligen Lieder" auf dem deutschen Markt und waren, wie ihre Vorgänger, nur schwer erhältlich. Die großen Ladenketten, allen voran WOM, Saturn Hansa und Karstadt boykottierten die Platte verhement. Nach wie vor gab es keine Rundfunkeinsätze, keine Video- oder Fernsehbeiträge. Als Thomas Hess mit Stephan Weidner und Stefan Siebert im Sommer die Tour geplant hatten, waren sie von Zuschauerzahlen zwischen 800 - 1500 pro Show ausgegangen. Das erste Konzert in Aalen hatte bereits gezeigt, dass diese Einschätzung viel zu niedrig gewesen war. Der nächste Gig war für den 13. und 14. September in der Frankfurter Music Hall geplant, eine Disco, in der nicht mehr als 900 Leute Platz hatten. Es wäre das erste Mal seit 11 Jahren gewesen, dass die Onkelz in ihrer Heimatstadt gespielt hätten.
Die Konzertkarten waren nach ein paar Tagen ausverkauft, und die Anfragen rissen nicht ab. Als das B.O. Management das Konzert auf den 15. 9. verlegte und dazu die größere Hugenottenhalle angemietet hatte, stellte sich die Stadt quer. Aus Angst über das "gefährliche Rechts-Außen Potential", das sich angeblich zu gleichem Anlass schon in Aalen angesammelt hätte, kündigte die Stadt, unter dem Vorwand, dass die Saalmiete nicht rechtzeitig bezahlt worden wäre, den Mietvertrag. 3000 Karten waren bereits verkauft worden, und Die Bild schürte mit der Schlagzeile, "Auftrittsverbot - Neu Isenburg zittert vor den Böhsen Onkelz" noch das Feuer. Nach dem 15. 9. konnte die Presse nichts anderes berichte, als das die 500 umsonst angereisten Fans friedlich blieben. Natürlich waren viele frustriert, aber die Tatsache, dassStephan hingefahren war, sich persönlich mit den Fans unterhalten und bereitwillig Autogramme gegeben hatte, entschädigte so manchen. Dem Neu Isenburger Beispiel folgten die Städte Mainz und Erlenbach. Der Versuch dieser Städte, die geplanten Konzerte gerichtlich verbieten zu lassen, wurde jedoch in letzter Instanz abgewiesen. Kaiserslautern, Mainz und Erlenbach konnten ohne Zwischenfälle, allerdings nur unter der schweren Last einer zwiespältigen Presse durchgeführt werden.

". . . Städte zittern vor den Böhsen Onkelz
Randale in Aalen / bei Konzert in Mainz keine besonderen Vorkommnisse / Großeinsatz der Polizei . . . (Wiesbadener Kurier)

". . . Feuerzeuge kein Fackelzug . . . Böhse Onkelz und friedliche Anhänger . . ." (Mainzer Rhein Zeitung)

". . . Neudeutscher Name - Altdeutsche Gesinnung . . . Band ist neudeutsch und bedeutet Musikgruppe . Eine Formation also, die Melodisches, Klangvolles produziert. Wenn dieses Produkt dann in keinster Weise an Musik erinnert, muss sich die Band etwas anderes einfallen lassen, um mit Tonträgern und Konzertkarten Geld verdienen zu können. Die Böhsen Onkelz, die dem Erlenbacher Turnverein zwei beinahe ausverkaufte Hallen bescherten, sind Meister dieses Geschäfts . . . Die im Vorfeld geäußerten Befürchtungen bestätigten sich nicht, selbst die 200 Landes- und Bereitschaftspolizisten hatten einen ruhigen Abend . . ." (Erlenbacher Tageszeitung)

". . . Ganz normales Hard-Rock-Konzert - Befürchtungen wegen Böhse Onkelz waren unbegründet . . ." (Tageszeitung)

Ein wichtiger Aspekt zur Beurteilung der Presse, im Falle der Böhsen Onkelz, war sicher die mangelnde Kenntnis der Journalisten. Die wenigsten von ihnen besuchte regelmäßig Rockkonzerte und von den Böhsen Onkelz hatten die meisten von ihnen nie zuvor gehört. Wenn ein Journalist den Auftrag hatte über dieses Thema zu schreiben, dann schrieb schon mal der eine vom anderen ab, ohne auch nur jemals einen Song der Band gehört zu habe. Dazu kam, dass jeder, der sich als Journalist positiv über die Onkelz äußerte, damit rechnen musste, dass seine Kollegen ihn schnitten oder ebenfalls diffamierten.
Wolfgang Stach war einer der wenigen Journalisten, der die Distanzierungsversuche der Band nicht als Heuchelei darstellte, sondern Toleranz und Einsicht forderte :
". . . Eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Rockbands musste Konzerte aus Angst vor Krawallen absagen.  . . . obwohl die Gruppe auch nach Erkenntnissen des Bundesverfassungsschutzes nie rechtsradikale Lieder veröffentlichte, sich 1988 wegen zu starker Rechtstendenzen von der Skinheadszene lossagte und sich zu einer reinen Heavy-Metall-Band entwickelte, hängt ihnen die Vergangenheit immer noch nach . . . Die linke Szene machte mobil, Demonstranten drohten mit Randale und hatten Erfolg. Mehrere Konzerte wurden von den Hallenvermietern aus Angst vor Schäden abgesagt. . ."

Knappe 4 Wochen nach der Veröffentlichung hatten sich die "Heiligen Lieder" 200 000 mal verkauft. Am 29. 9. 92 standen sie auf Platz 5 der deutschen Top 100. Ein Vorgang, der, bedenkt man die Boykotte, mit denen das Album belegt wurde, in der Geschichte der deutschen Rockmusik einzigartig war.


Donnerstag, 17. November 2011

Es


Es hat Hände, die beschützen, Hände, die heilen
Was es sagt, ist unaussprechlich, es lebt zwischen den Zeilen
Es erträumte diese Welt, ist Erbauer und Zerstörer
Es ist der Atem allen Atems, es bringt Tod, doch ist kein Mörder

Es ist wie es ist, und doch ist es anders
und ist auch in dir
Es kann dein Ende beginnen, spricht das goldene Wort
Es liebt mich, immer bei mir

Wenn es etwas gibt, woran ich glaube - woran ich glaube,
muss es sein, wie in diesem Lied - muss es sein, wie in diesem Lied
Es öffnet dir und mir - es öffnet dir und mir - die Augen

Es nimmt dich mit auf Reisen, in den Weltraum deiner Seele
Es läßt dich nach dir suchen, läßt uns spüren, dass wir leben
Es kennt jedes Geheimnis, es redet, doch bleibt stumm
Es enthüllt nicht seine Wahrheit, es bleibt Mysterium

Album
Weiss (1993)

Alles F.A.M.


Ihr seid so anders und ihr fühlt euch anders an
Ihr seid so häßlich dass ich gar nicht anders kann
Wenn ich euch seh und ich erröte, spüre ich immer diesen Drang
Das ist der Grund, warum ich töte und ihr seid selber Schuld daran

Alles Fotzen außer Mutti
Nein ich bin nicht krank
ich bin nur ein bißchen anders
und vor Frauen hab ich Angst

In euren Blicken kann ich seh´n, ihr schaut auf mich herab
Darum müsst ihr doch versteh´n, dieser Blick bringt euch ins Grab
Ich verfolge euch im Dunkeln, ich bin euer schlimmster Traum
Eure Angst macht mich zum Mann, nur tot kann ich euch trauen

Album
Weiss (1993)

Montag, 14. November 2011

Die Geschichte Teil 48

Was niemand zu wissen schien . . . Anders als Kevin, war Gonzo zu keiner Zeit gefährdet gewesen, in die Sucht abzugleiten. Er wohnte seit Jahren mit seiner Freundin Verena zusammen und hatte jedwede Stilart des Exzesses und der Gewalt abgelegt. Aus Gonzos Verantwortungsgefühl gegenüber der Band, war im Laufe der Zeit ein altruistischer Drang geworden. Er schrieb mit Stephan die Musik nach dessen Rückkehr und gab den Böhsen Onkelz zu jeder Zeit professionelle Rückendeckung. Nie war Gonzo nervös und er kannte kein Lampenfieber. Er konzentrierte sich auf seine Gitarre und die anfallende Arbeit. Privat war er ein Naturmensch. Jede freie Minute verbrachte er im Wald oder er restaurierte alte Autos. Gonzo war ein Hot-Rod-Freak. Alte 50er Jahre Wagen zu frisieren und zu lackieren, war zu dieser Zeit seine Lieblingsbeschäftigung. Das glänzende Resultat seiner Arbeit war ein alter VW-Käfer, aufgemotzt bis ins letzte Detail.


Und was die wenigsten wussten . . . Pe war auf standby. Pe war immer bereit. Man musste ihn nur anrufen und ihm sagen, wann er wo zu sein hatte. Die große Konstante im Leben der Onkelz. 1992 gab es Tage, da wurde es auch ihm zu viel. Er verschwand oft am Wochenende mit dem Mountain-Bike und seinem Husky im Taunus. Er entwickelte sich mehr und mehr zu einem Trapper und Survivalspezialisten. Seit 92 war er Mitglied bei Greenpeace und überwies regelmäßig Geldbeträge, die den Kampf gegen Umweltzerstörung unterstützen helfen sollten. Außerdem besaß er mehrere Patenschaften für Kinder in der dritten Welt. Nicht, dass er es den Journalisten auf die Nase gebunden hätte, aber es hatte ihn auch nie jemand danach gefragt.


Eine Firma war gegründet worden. Ein eigenes Management sollte sich endlich um die Belange der Band kümmern. Mo Sudmann wechselte von Logic-Records zu den Onkelz und übernahm das Büro. Stefan Siebert, ehemaliger Konzertveranstalter der Frankfurter Music Hall, kam als Manager dazu und Thomas Hess, ultrakrasser Ex-Präsi des Bones-Frankfurt-Chapter, einem deutschen Rockerclub, war seit dem Sommer 92 für Tourbooking und Security zuständig.Fanpost und Merchandising wurde von Stefan Stichler, einem Jungen, der schon für Stephan in der Ranch gearbeitet hatte, gewissenhaft erledigt. Bellaphon kümmerte sich eben nicht um alles.


Natürlich wußten viele Kritiker die schwarz-rot-goldene Covergestaltung der "Heiligen Lieder" sowie auch die der "wir ham noch lange nicht genug" als eindeutigen Hinweis auf die versteckte rechte Gesinnung der Musiker zu deuten. Die Farben des letzten Albumcovers, die denen der Demokratie entsprachen und nicht denen des dritten Reiches, waren allerdings ganz allein die Idee der Bellaphon-Graphikabteilung gewesen und waren nicht, wie behauptet wurde, politisches Kalkül der Band. Das Bild der blutüberströmten Uhr auf der "W.h.n.l.n.g." entstammte einem Comic und die Idee zum Frontfoto der "Heiligen Lieder", auf dem die Band im schmuckvollen Priesterornat abgebildet war, stammte von Stephan. Es sollte eine Verarschung derer sein, die glaubten, sie besäßen als einzige das Recht darüber zu entscheiden, wer, wann, warum und auf welche Weise zu Gott sprach.

Sonntag, 13. November 2011

Ich lieb mich


Willst du mal ´ne Nummer schieben,
Mädchen komm zu mir,
denn ich bin der Schönste,
ich besorg es dir

Ich lieb mich, du liebst mich

Album
Live in Vienna (1992)
Gehasst, verdammt, vergöttert (1994)

Noreia


Komm ein bißchen näher Schwester, setz dich hier zu mir
willst du etwas Böses tun, dann öffne diese Tür.
Ich spüre dein Verlangen etwas anderes zu erleben.
Du willst es haben ? Ich kann´s dir geben.

Willst du mich spür´n, tief in dir spür´n
Willst du meine Seele, mein Innerstes berühr´n
komm sag mir willst du mich spür´n, tief in dir spür´n
Willst du meine Seele, mein Innerstes berühr´n
Ich frag dich

Der Psychofick, Gedankensex, die Nahrung für´s Gehirn
Ich will nicht nur deinen Körper, ich wil dein Innerstes berühr´n
Die zartesten Gefühle, deine schmutzigsten Gedanken
Ich will Sex mit deiner Seele, deinen Wahnsinn will ich . . .

Album
Heilige Lieder (1992)

Sonntag, 6. November 2011

Schließe deine Augen


Ein Mund, der nicht mehr redet, Augen, die nicht mehr seh´n
ein Herz, das nicht mehr schläg. Wohin willst du geh´n ?

Götter, die dich rufen
Ein Licht zeigt dir
Ein Licht zeigt dir den Weg

Schließe deine Augen und du findest neues Leben
Schließe deine Augen und sag mir was du siehst
Schließe deine Augen, niemand hält dich auf
auf deinem Weg ins Paradies

Deine Seele geht auf Reisen, wenn die Zeit gekommen ist
Ganz egal, was war, was sein wird
Ganz egal, wer du auch bist

Kein guter Tag zum Sterben
Du sprichst zu Gott, doch der Himmel ist leer.

Album
Heilige Lieder (1992)

Mittwoch, 2. November 2011

Die Geschichte Teil 47 - Heilige Lieder


Stephans neue Freundin schien nicht von dieser Welt. Es hattenoch nie jemanden in seinem Leben gegeben, der auf solche Art über Gott, Energie, Licht und Magie sprach, wie sie es tat. Als Stephan schließlich die Schnauze gestrichen voll hatte, von dem, was um ihn herum passierte, brach er mit ihr nach Mexico auf. In einer kleinen Hütte in Tuxla lebte er für 3 Wochen mit seiner Freundin in völliger Abgeschiedenheit. Hier schrie er die Songs für das 92er Album, mit dem er sein Innerstes nach außen kehren wollte. Er hatte sich vorgenommen, allen Kritikern einen musikalischen Tritt in den Arsch zu verpassen. Ein Denkzettel, der sie alle verstummen lassen sollte. Während dieser Zeit war er sehr von dem Anthropologen Carlos Castaneda beeindruckt. Seine Werke über den alten Shamanen Don Juan und den "Yaki-Weg des Wissens" hatten für Stephan und somit für die folgenden Lieder übergroße Bedeutung. In Mexico legte er halluzinogene Pilze in Honig ein und schmierte sie sich aufs Frühstücksbrot. Die Einnahme dieser "Trip-Pilze" war nicht ganz ungefährlich. Man brauchte starkes Selbstvertrauen, um auf einer Pilzreise nicht "verloren zu gehen". Außer dem Peyote Kaktus gab es wohl kaum eine natürliche Droge auf der Welt, die so extreme bewusstseinserweiternde Wirkungen hervorrief, wie diese "Psylos". Kein Wunder, dass nicht nur der Besitz, sondern sogar ihre Einnahme in vielen Ländern strafbar war. Pilze hielten, was LSD versprach.
"Der weiße Mann geht in seine Kirche und spricht über Jesus. Der Indianer geht in sein Tipi und spricht mit Jesus", lautete eine alte Pilz - Weisheit der Yaki-Indianer, dass ein Weg nur ein Weg ist. Wenn du fühlst, dass du ihn nicht gehen willst, musst du ihm unter gar keinen Umständen folgen. Um so viel Klarheit zu haben, musst du ein diszipliniertes Leben führen. Nur dann wirst du wissen, dass ein Weg nur ein Weg ist, und dann ist es für dich keine Schande, ihm nicht zu folgen, wenn es dein Herz dir sagt. Aber deine Entscheidung, auf dem Weg zu bleiben, oder ihn zu verlassen, muss frei von Furcht oder Ehrgeiz sein. Sieh dir den Weg genau und aufmerksam an. Versuche ihn, sooft es dir notwendig erscheint. Dann stelle dir, und nur dir selbst die Frage : Ist dieser Weg, ein Weg mit Herz ? Alle Wege sind gleich, sie führen nirgendwohin, aber einer ist der des Herzens, und der andere ist es nicht. Auf dem einen ist die Reise voller Freude, und solange du ihm folgst, bist du eins mit ihm. Der andere wird dich dein Leben verfluchen lassen. Der eine macht dich stark, der andere schwächt dich . . .(Die Lehren des Don Juan)


In dem Song "Diese Lieder" gab es eine Passage, wo Stephan sich mit seinen eigenen Worten auf seine Pilzerfahrung und den Schriftsteller C. Castaneda berief : ". . . es ist alles da, du musst´s nur nehmen, doch wer nimmt, der muss auch geben, sieh nach vorne, nie zurück, oder hast du Angst vor deinem Glück, es gibt nur einen Weg, den Weg mit Herz, den nur ein Krieger geht . . ."
Mit Krieger war hier die Yaki-Interpretation gemeint. Demnach ein Krieger ein Mensch war, der das Wissen jagte, der den "Weg mit Herz" ging.
Was Weidner nach seiner Rückkehr im Gepäck hatte, nannte er "Heilige Lieder", weil sie unter heiligen/heilenden Bedingungen entstanden waren. Wer die Heiligen Lieder - Texte aufmerksam las, der konnte alles über die Band erfahren, was er immer schon wissen wollte.

"Der Tod mehrerer Freunde überschattete die letzten 2 Jahre, die zum einen, was die Band betrifft, sehr erfolgreich waren und zum anderen voller Überraschungen, Tragödien, Erfahrungen und Sehnsüchte, was das Leben betrifft. Dies LP spiegelt einen Teil unserer Gedanken wieder. Wenn ihr versucht zwischen den Zeilen zu lesen, werdet ihr eine Menge über uns erfahren. Wir wissen, dass ihr nicht in einem Meer von Dummheit schwimmt, wie einige ignorante Arschlöcher auf diesem Planeten, die uns veranlasst haben, bis auf weiteres keine Interviews zu geben. Was gesagt werden musste, wurde gesagt. Ich danke dem Leben, Tom Robbins, C. Castaneda und Nika Beheshti für die Inspiration."
                                                                                  St. Weidner.
Und : ". . . gepriesen seien unsere Freunde und Familien, geheiligt werde Achim Schall und Helmut Rüssmann, für ihre Verdienste an diesem Werk, Amen.  . . . alle, die den Weg der hirnlosen Mitläufer gehen, sollen in der Hölle schmor´n."
Das war die eindeutige Onkelz-Ansage auf dem Booklet der Heiligen Lieder.

Freitag, 28. Oktober 2011

Diese Lieder


Wir sind keine Religion
wir sind nicht deines Gottes Sohn
doch wir sind das, woran du glaubst
wir sind das, was du oft brauchst
wir sind dein kleiner Bürgerkrieg
wir sind der Prinz, den du so liebst
wir sind das, was du nicht siehst
wir sind der Traum, in dem du fliegst

Diese Lieder sagen mehr als tausend Worte
sie sind immer für dich da
sie war´n der Trost, der Freund in deinem Leben
wenn niemand bei dir war

Wir sind der Schein, der niemals trügt
die Wahrheit, die dich nie belügt
wir sind das Bild an deiner Wand
wir sind der Ring an deiner Hand
wir sind dein kleiner Bürgerkrieg
wir sind der Prinz, den du so liebst
wir sind das, was du nicht siehst
wir sind der Traum, in dem du fliegst

Es ist alles da, du musst´s nur nehmen
doch wer nimmt, der muss auch geben.
Sieh nach vorne, nie zurück
oder hast du angst vor deinem Glück ?
Es gibt nur einen Weg, den Weg mit Herz, den nur ein Krieger geht.

Siehst du den Weg von dem wir kamen
siehst du die Straßen ohne Namen
das Licht im Dunkeln in deinen Augen
wir sehen das woran wir glauben
wir sind dein kleiner Bürgerkrieg
wir sind der Prinz, den du so liebst
wir sind das, was du nicht siehst
wir sind der Traum, in dem du fliegst

Album
Heilige Lieder (1992)

Nenn mich wie du willst


Mein verschißnes kleines Leben haben andere in der Hand
ich brauche keine Freiheit, kein Herz und kein Verstand
ich brauch die Zwänge meines Lebens, die Fesseln meiner Seele
ich brauch die, die für mich denken, ich brauche Regeln und Befehle

Nenn mich wie du willst, gib mir deinen Namen
ich bin so, wie alle sind, ich hab euch nichts zu sagen.

Ich habe zwei Gesichter, ich bin nicht doof, doch auch nicht schlau
ich gehe Sonntags in die Kirche, Monntags schlag ich meine Frau
ich bade mich in Dummheit, bin ein übler Denunziant
ich kreuzige mich selbst und ich bin stolz auf unser Land

Album
Heilige Lieder (1992)
Gehasst, verdammt, vergöttert (1994)

Lt. Stoned


Album
Wir ham noch lange nicht genug (1991)

Wir sind immer für euch da


Hier kommt die Kirche des Wahnsinns, eure neue Religion
vergesst, was einmal war, ich bin Gottes neuer Sohn
ich bin die Lüge und die Wahrheit, bin real und Illusion
ich bin die Hure in der Kirche, eine neue Sensation

Wir sind immer für euch da - vergesst, was einmal war
Wir sind immer für euch da - bringt mir eure Opfer dar
Wir sind immer für euch da - ich bin immer für euch da
Wir sind immer für euch da - ganz egal, was einmal war
Wir sind immer für euch da

Ich begrüße euch in meiner Welt, Herzlich willkommen
sie ist verlogen und vulgär, böse und verkommen
du bist auch ein Teil von ihr, genau wie ich es bin
die Welt verwelkt und du siehst zu, dein Glaube macht dich blind.

Album
Wir ham noch lange nicht genug (1991)

Das erste Blut



Ich will nicht deine Liebe, nein mein schönes Kind
du weißt wovon ich rede, werde meine Königin
ich denke immer nur das eine wenn wir zusammen sind.

Das erste Blut, dein erstes Blut
ich kann nicht länger warten, schenk mir dein erstes Blut

Nur eine Nacht in meinen Armen, eine Nacht wir zwei allein
das Ende deiner Unschuld, nichts wird wie früher sein
Tag und Nacht, Tagein, Tagaus, ein sinnliches Vergnügen.

Album
Wir ham noch lange nicht genug

Sonntag, 16. Oktober 2011

Zieh mit den Wölfen


Freiheit ist mein Name, ich sing dir dieses Lied
hör was ich dir sage, spürst du, dass es mich gibt
ich entfache dieses Feuer tief in dir
frei wie der Wind zu sein, vertraue mir

Zieh mit den Wölfen, zieh mit dem Wind
sing meine Lieder, sing böses Kind

Nichts ist unmöglich, alles kann geschehen
schließ die Augen und du wirst sehn
hör auf mich, mach dich frei
reich mir die Hand, du wirst es nicht bereuen

Album
Wir ham noch lange nicht genug (1991)
Live in Vienna (1992)

Es ist soweit


Der letzte Tag, das Warten endet
ich denke nach, man fesselt mir die Hände
Träumen kann nicht schaden, ja, ich sehe sie vor mir
ihre angsterfüllten Blicke, wieder spür ich diese Gier

Verbranntes Fleisch, Dunkelheit
dann helles Licht, es ist soweit

Mein Herz schlägt schnell, mein Geist versinkt
ich schmecke Tod, das Ritual beginnt
mein Lachen klingt hysterisch, ich kann nichts dafür
das Ende vor den Augen, den Wahnsinn vor der Tür

Album
Es ist soweit (1990)

Das Leben ist ein Spiel


Schau dich an, was kannst du seh´n
bist du zufrieden
oder glaubst du auch es muss etwas gescheh´n

Das Leben ist ein Spiel, du kannst gewinnen und verlier´n
Willst du nur im Schatten steh´n und nie was riskier´n

Keine Tränen,du hast es in der Hand
Fang an zu leben
scheiß auf Regeln und benutze deinen Verstand

Album
Es ist soweit (1990)


Sonntag, 9. Oktober 2011

Die Geschichte - Teil 46


"Live in Vienna", das Doppelalbum und das Video erschienen zeitgleich im Februar 92. Die Heavy Metal Presse war von diesem Dokument schwer beeindruckt. Die Fans waren begeistert, endlich einen guten Live-Mitschnitt in die Finger zu bekommen. Rainer Funk schrieb einen positiven Bericht über das Wienkonzert für den Metal Hammer und die Tagespresse war für kurze Zeit ruhig gestellt. Wäre da nicht wieder der Spiegel gewesen. Unter der Überschrift "Proißens Gloria" - "rechtsradikale Bands, die in Westdeutschland meist in leeren Sälen spielen, finden im Osten ein begeistertes Publikum", brachte er im Mai 92 einen Einseiter, der sich mit der Bedrohung der rechtsradikalen Musik befasste. In diesem Artikel nannte der Spiegel die Böhsen Onkelz in einem Atemzug mit den übelsten Faschobands, sprach über die mangelnden Indizierungen dieser Platten und wusste zu berichten, dass es grundsätzlich zu Ausschreitungen während dieser Veranstaltungen käme und das diese Platten nur schwer zu bekommen seien.
". . . Als vor kurzem die Rechtsrocker Böhse Onkelz in Berlin gastierten, gab es vor dem Konzert eine Straßenschlacht. Aus Angst vor Autonomen und anderen Linken halten sich die Neonazibands und ihre Anhänger im Verborgenen . . . fest steht, dass die faschistischen Lieder neben Alkohol zu den wirksamsten Drogen zählen, mit denen sich die Jung-Nazis aufputschen, bevor sie Ausländer jagen oder Asylantenheime überfallen . . ."
In Verbindung mit den wirklichen Faschobands mochte der Artikel die richtige Aussage getroffen haben, nur hatten die Onkelz nichts damit zu tun. Ihre Statements waren unpolitisch, und das nicht erst seit gestern, außerdem hatten sie mehrfach darauf hingewiesen, dass sie nicht im Osten auftreten würden. Im "Animalize", einem deutschen Heavy Metal Magazin, dessen Chefredakteur Oliver Loffhagen, sich schon seit 1990 den Onkelz genähert hatte, erschien im Sommer 92 diese Anzeige :



Warum sich immer wieder alles um den alten Song "Mexico" drehte, war ein Rätsel. Bei jedem Gig brüllten die Fans nach diesem Lied. Was eigentlich als Fußball-Spaß-Sauf-Lied gedacht war, entpuppte sich immer mehr zur Onkelz-Hymne Nr.1. Zwar wurde jedes Lied, das die Onkelz spielten, mitgesungen, aber kein anderer Song wurde so massiv gefordert wie Mexico.